Graz als Treffpunkt. "Früher", so Otto Petrovic, Vorstand des Kompetenzzentrums Evolaris, "da hieß es: Treffen wir uns um 10.30 unter der Weikhard-Uhr am Hauptplatz." Heute, in der Generation der 14- bis 20-Jährigen, sei das natürlich anders: "Ich bin am Vormittag in Graz. SMSen wir uns zusammen." Man wolle sich nicht festlegen und dabei etwas zu Hilfe nehmen, zu dem man aufgrund der locker-distanzierten Anbindung zu gleichaltrigen Freunden eine "hochgradig emotionale Bindung" habe: die SMS. 1,5 Milliarden wurden 2003 in Österreich verschickt - und das, obwohl kaum eine Technologie unhandlicher zu bedienen sei: kleine Tastatur, kleines Display. Die Schlussfolgerung: "In Zukunft muss man bei der Entwicklung von Produkten im Bereich Internet und mobile Kommunikation nicht nur den Nutzen und die Benutzbarkeit, sondern viel stärker die emotionale Bindung beachten. Sie entscheidet über den Erfolg eines Service."

Treffpunkt Graz - nach telefonischer Vereinbarung - in den Räumen des Kompetenzzentrums Evolaris in der Hugo-Wolf-Gasse, wo man die Lücke zwischen der Informationstechnologie und den Bedürfnissen der Menschen schließen will. Von hier aus wurde die Stadt besichtigt, um an zwei Beispielen zu sehen, wie User-freundlich sie mithilfe von Handy und Taschencomputer (Personal Digital Assistant, PDA) und anderen Technologieentwicklungen ist - und wo besagte Emotionen eine Rolle spielen könnten. Der Spaziergang führte von der Hugo-Wolf-Gasse durch den Stadtpark zur neuen Tiefgarage der Stadt. "Schön wäre, würde ich über mein Handy abrufen können, ob dort ein freier Parkplatz zu finden ist", sagte Petrovic. Zukunftsmusik.

Wer mit dem Auto in der Garage ankommt, kann wie in der übrigen steirischen Hauptstadt auch noch nicht via Handy parken. Mobile Parking sei zwar in Gleisdorf bei Graz sogar noch vor Wien eingeführt worden, allerdings noch nicht in Graz selbst. "Aber es soll bald kommen." Immerhin ist die Garage sehr hell - und am Ausgang kann man direkt am Schranken mit Kreditkarte zahlen. "Sehr User-freundlich", sagt Petrovic, der sich an eine Salzburger Garage erinnert, wo man in der Gewohnheit, mit Karte direkt am Schranken zahlen zu können, ziemlich einfährt - und, eine Schlange von Autos anführend, aussteigen muss, um zu bezahlen. "Das ist ärgerlich für alle." Klug, so Petrovic, wäre in der Garage eine Projektion des Grazer Uhrturms gewesen, da sie sich in dessen Nähe befindet - und Besucher damit gleich eine Verbindung zur Stadt herstellen könnten.

Navigieren und essen

Weiter ging der Weg durch die Fußgängerzone in die Nähe der besten Restaurants der Stadt. Kann mir als Tourist der PDA mit seinem Navigationssystem helfen, zuerst ein Restaurant meines Geschmacks auszuwählen und dann den Weg dorthin zu finden? "Prinzipiell ja", sagt der Evolaris-Chef. "Nur muss ich meine Maus dabeihaben, dann die Verbindung zum Satelliten bekommen und dann erst abfragen. Das kann bis zu 15 Minuten dauern." Eine mühsame Angelegenheit.

Also braucht es noch einen Technologieschub? Nicht wirklich, meint Petrovic: Die emotionale Bindung werde nicht durch noch mehr Technik, sondern durch eine geschickte Kombination von Technologie und menschlicher Vorstellungskraft erreicht. Nicht das Bildtelefon sei nötig, auf dessen Display ein Freund mit zerrauften Haaren aufscheint und den Restauranttip abgibt. Mehr könne man durch eine gewisse Verbundenheit mit einer Gruppe, der Bildung einer Community im Handybereich, erzielen: User, die von Erfahrungen mit Lokalen berichten. Sie könnten dann auch die Stadt beschreiben - und in einem Forum Besucherhinweise geben. Unterstützt wird die Communitybildung von einem neuen Service, das im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll: Es wird ähnlich wie der Microsoft Messenger ermöglichen, ständig mit ausgewählten Personen in Verbindung zu sein. Das Handy als Funkgerät - und sein Besitzer assoziiert mit ihm noch mehr Emotionen als bisher. (Peter Illetschko/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 9. 2004)