Wien/Leoben - Wurde Fair Trade noch vor wenigen Jahren vorwiegend von kleinen engagierten Gruppen betrieben, die hauptsächlich Überzeugungsarbeit leisteten, so hat sich der faire Handel mit Produkten aus armen Ländern heute zu einem kommerziellen Thema entwickelt. Die "Eine Welt Handel AG" mit Sitz in Leoben etwa importiert und vertreibt im Groß- und Einzelhandel mit entwicklungspolitischem Engagement Waren aus armen Ländern.

"Wir arbeiten mit rund 30 Handelspartnern in 15 so genannten Entwicklungsländern zusammen. Auf diese Weise können wir menschenwürdige Bedingungen in der Produktion und Sicherung der Sozialstandards fördern", sagte Karl Pirsch, Gründer und Vorstand des Unternehmens, dem STANDARD.

Start vor 17 Jahren

Vor 17 Jahren begann Pirsch mit viel Idealismus und gegen alle Bedenken seiner Familie und Freunde in einem ausgebauten Zugwagon mit seinen Geschäften. Vor drei Jahren wandelte man die GmbH aufgrund der permanenten Geschäftsexpansion im Ausland in eine Aktiengesellschaft um. Damit hat sich die Eine Welt Handel AG als ertragsorientiertes Privatunternehmen positioniert und will so verstärkt Investoren ansprechen.

Rund 60 Aktionäre, hauptsächlich aus den Reihen der Mitarbeiter und Kunden, haben bis jetzt investiert. Das Unternehmen setzt mit 25 Mitarbeitern rund drei Mio. Euro um und macht rund 100.000 Euro Gewinn.

"Auf diese Weise kann man als Investor nachhaltige Entwicklung unterstützen, das Unternehmen weist hohe Wachstumsraten auf, hat große Potenziale und auch Renditen können erzielt werden", erklärt Reinhard Friesenbichler, externer Unternehmensberater der Eine Welt Handel AG und Ethik-Investment-Experte. Ziel laut Pirsch ist es, "noch heuer, spätestens aber im kommenden Jahr eine Art der Handelbarkeit für die Aktien, über die Wiener Börse oder einen Wertpapiermakler, zu finden".

Korbwaren und mehr

Laut eigenen Angaben ist das Unternehmen der größte europäische Importeur von fair gehandelten Korbwaren. Rund 100 Container gelangen jährlich nach Leoben. Hauptabnehmer der Korbwaren sind Baumax, Obi, Hornbach und Spar. Sieben Eine-Welt-Handel-Läden, rund zehn Franchisepartner und 100 Fair Trade Weltläden werden mit Kunsthandwerk, Juteprodukten, Leder-, Keramik-, Glas- und Tonwaren sowie mit Textilien beliefert.Pirsch: "Unser oberstes Ziel ist es, dort rasch mit fairem Handel helfen zu können, wo Hilfe besonders dringend gebraucht wird - momentan etwa in Bangladesch oder Palästina; von dort importieren wir Olivenöl." (Petra Grießner, Der Standard, Printausgabe, 20.09.2004)