Dünsberg - Bei archäologischen Ausgrabungen am Dünsberg bei Gießen in Deutschland sind in den vergangenen Wochen vier keltische Goldmünzen aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus aus dem Waldboden geborgen worden. Es handelt sich um so genannte Regenbogenschüsselchen, von denen bislang nur 13 weitere Exemplare bekannt waren, wie der Münzspezialist David Wigg-Wolf von der Universität Frankfurt am Main am Freitag am Fundort erläuterte. Dies waren nicht die einzigen großartigen Entdeckungen der diesjährigen Grabungssaison.

Der Dünsberg war vor mehr als 2.000 Jahren eine der bedeutendsten Keltenmetropolen in Mitteleuropa. Die rund 500 Meter hohe zentrale Erhebung des Gießener Beckens bot sich für eine Besiedlung geradezu an. Man kann noch heute bis zu acht Meter hohe Ringwälle erkennen, die sich in drei konzentrischen Kreisen um den Bergrücken ziehen. Sie stammen aus der Zeit vom zehnten bis zum ersten Jahrhundert vor Christus.

Raubgräber

Die jüngsten Ausgrabungen begannen 1999 unter der Leitung von Karl-Friedrich Rittershofer von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Nach dessen Angaben waren systematische Forschungen unabdingbar, weil der Dünsberg schon seit Jahrzehnten von Raubgräbern geplündert wird. Diese entwenden nicht nur wertvolle Objekte, sondern zerstören auch die Bodenstruktur, so dass wissenschaftliche Analysen erheblich erschwert werden.

In sechs Grabungsphasen wurden zunächst die Ringwälle näher erforscht und teilweise rekonstruiert. Dann wurden die so genannten Wohnpodien - künstlich angelegte Terrassen - untersucht, so dass nach und nach die gesamte Siedlungsstruktur mit Behausungen, Werkstätten und Vorratslagern deutlich wurde. In einem alten Wasserbecken wurden Holzreste aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus und zwei Kilometer vom Siedlungszentrum entfernt ein keltisches Gräberfeld entdeckt.

"Tanzendes Männlein"-Motiv

Gelegentlich wurden auch Silbermünzen mit dem Motiv des "tanzenden Männleins" geborgen. Der Fund von Goldmünzen ist bislang jedoch einmalig, wie Grabungsleiterin Claudia Nickel betonte. Sie wurden in einem Gebiet außerhalb der Ringwälle entdeckt, wo auch Lanzen- und Schwertspitzen, Pferdegeschirr und Pferdezähne, Kleiderfibeln und zahlreiche Tonscherben gefunden wurden. Früher waren viele Wissenschaftler davon ausgegangen, die Kelten könnten hier mit den römischen Eroberern gekämpft haben, doch scheint es sich bei den Objekten eher um zeremonielle Gegenstände zu handeln. All dies deutet laut Nickel darauf hin, dass sich hier einst eine Kultstätte der Kelten befand.

Über deren nähere Bedeutung herrscht allerdings weiterhin Rätselraten. Aufschluss könnten die wissenschaftlichen Auswertungen bringen, die jetzt intensiviert werden sollen. Während dieser Zeit sollen die keltischen Ausgrabungen allerdings ruhen, was alle Beteiligten sehr bedauern - auch die freiwilligen Helfer. Am Dünsberg haben seit 1999 insgesamt 657 ehrenamtliche Mitarbeiter aus 34 Ländern mehr als 70.000 Arbeitsstunden abgeleistet, wie Rittershofer vorrechnete. Finanziert wird das Projekt in erster Linie mit Hilfe von Geldspenden sowie mit Sachspenden lokaler Firmen, die etwa Lebensmittel für die Helfer bereitstellen.

Dieses Konzept soll laut Rittershofer auch künftig fortgeführt werden: Im kommenden Jahr sollen im Bereich des Dünsbergs Schanzen aus dem Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 ausgegraben werden. Auch hier sei angesichts der Rührigkeit von Raubgräbern Eile geboten. (APA)