Wien - Die Strompreise werden in Österreich angesichts der internationalen Entwicklung auf den Strommärkten weiterhin steigen, auch für Haushalte, erwartet EVN-Generaldirektor Rudolf Gruber. Die Großhandelspreise legten in Europa angesichts der Verteuerung der Primärenergie wie Gas und Kohle zu, dazu kämen noch die Kosten für den Emissionshandel. Zur Prüfung der Branche durch die Wettbewerbsbehörde wegen der Strompreiserhöhungen sagte Gruber, es sei "unfair", dass von Personen des öffentlichen Lebens die Strompreise zum Thema gemacht würden.

Wenn es solche Vorwürfe gibt, möge man mit Beweisen die Kartellbehörde befassen. Es müsse in konkreten Fällen Missbrauch nachgewiesen werden, wenn man es ernst meine, "oder es war eine Verhetzung der Öffentlichkeit".

Mehr Steuern als vor Liberalisierung

In den ersten drei Jahren der Liberalisierung seien 700 Mio. Euro eingespart worden. Die Strompreise für die Industrie seien dramatisch gesunken, für die Haushalte "fühlbar". Die Kunden zahlten derzeit aber 30 bis 40 Prozent mehr Steuern als vor der Liberalisierung. Die E-Wirtschaft könne mit dem Energiepreis nicht "all inclusive" verantwortlich gemacht werden.

Die Großhandelspreise an den Strommärkten seien kräftig gestiegen. Verantwortlich dafür seien auch höhere Rohstoffkosten, so habe sich der Kohlepreis um 30 bis 40 Prozent erhöht, auch Uran sei in den vergangenen Monaten um 20 bis 30 Prozent teurer geworden. Der Rohölpreis habe damit zwar nicht unmittelbar zu tun, gelte aber als "benchmark" auf den Rohstoffmärkten.

Man müsse berücksichtigen, dass man Energie nicht mehr zu den Konditionen anbieten könne wie vor einigen Jahren. Es gebe beim Energiepreis einen 100 Prozent liberalisierten Markt, die Industriebetriebe könnten auch von ausländischen Unternehmen beliefert werden, bezahlt werden müsse die Durchleitung.

Zu Vorwürfen des mangelnden Wettbewerbs wies der EVN-Generaldirektor darauf hin, dass im Gebiet seines Unternehmens 23 Anbieter tätig seien. Für die Industriebetriebe seien die Preise derzeit aber nach wie vor niedriger als vor der Liberalisierung. (APA)