Tyn nad Vltavou/Prag - Der geplante Bau eines Zwischenlagers für Atommüll im südböhmischen Atomkraftwerk Temelin war das Thema eines Treffens der Vertreter des Tschechischen Energiekonzerns (CEZ), des Industrie- und Handelsministeriums und der tschechischen Atombehörde (SUJB) mit den Bürgern der nahe gelegenen Stadt Tyn nad Vltavou am Donnerstagabend. Etwa 80 Bürger, darunter die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, haben an dem Gespräch teilgenommen.Kapazität soll für 30 Jahre Atommüll ausreichen

Wie die APA von den Teilnehmern des Gesprächs erfuhr, will man nach den CEZ-Plänen mit dem Bau des Zwischenlagers in Temelin in acht bis neun Jahren beginnen und 2014 sollte dieses fertiggestellt sein. Der zuständige Projekt-Leiter Jan Coufal präzisierte, die Kapazität der Anlage sollte 1.370 Tonnen ausmachen, was für etwa 30 Jahre reichen könnte. Danach werde der Atommüll in den Endlager überführt, das voraussichtlich 2065 fertig sein sollte und dessen Ort noch nicht ausgewählt wurde.

EIA-Prozess

2005 soll der so genannte EIA-Prozess zu dem Zwischenlager beginnen, bei dem die Auswirkungen der Anlage auf die Umwelt beurteilt werden soll. Dieser Prozess werde voraussichtlich zwei bis drei Jahre dauern. Auch Vertreter Österreichs würden daran teilnehmen, hieß es.

Kein Veto-Recht für Bürger

Die Bürger bzw. die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden haben bei dem Gespräch finanzielle Kompensationen für das Zwischenlager gefordert. Die tschechische Atomgegnerin und Chefin der Bewegung "Südböhmische Mütter", Dana Kuchtova, forderte die Einführung des Veto-Rechts der Gemeinden gegen den Aufbau jeglicher Einrichtungen auf ihrem Territorium. Dies hat der stellvertretende Industrie- und Handelsminister Martin Pecina zurückgewiesen. Ein derartiges Veto-Recht würde der tschechischen Rechtsordnung widersprechen, so Pecina. Kuchtova kritisierte darüber hinaus, dass zu dem Treffen die Vertreter des Umweltministeriums nicht eingeladen worden seien.

Temelin wir mindestens bis 2030 betrieben Pecina informierte unter Berufung auf das vor einigen Monaten beschlossene Energiepolitik-Konzept Tschechiens, dass die tschechischen Kraftwerke Temelin und Dukovany mindestens bis 2030 betrieben werden würden und dass man den Bau von zwei neuen Reaktorblöcken - jeweils mit einer Kapazität 600 Megawatt - erwäge. Deren Ort präzisierte er nicht, man werde sie aber 2020 brauchen, so Pecina. An dem Gespräch in Tyn nad Vltavou nahm auch SUJB-Chefin Dana Drabova teil.(APA)