Noch ist der Markt für die - legale - Musikdistribution über das Internet sehr jung, doch der Wettbewerb ist bereits voll im Gang. Erfolg haben werden in Zukunft vor allem jene Onlinemusicshops, denen die richtige Melange aus akzeptablen Preisen, Benutzerfreundlichkeit, interessantem Portfolio, erforderlicher Hardware und der notwendigen Reichweite gelingt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton zum weltweiten Digital-Music-Downloadmarkt.

Prägung

"Jene Anbieter, die über entsprechende Kundenschnittstellen verfügen, werden den Musikdownloadmarkt der kommenden Jahre prägen", sagt Niko Steinkrauß, Mitglied des internationalen Medienteams und Breitbandexperte des Beratungsunternehmens gegenüber dem STANDARD. Exemplarisch dafür sind etwa Apple, deren iPod-Abspielgeräte grundlegende Basis für den Erfolg ihrer Musikplattform iTunes sind, oder der Suchmaschinenanbieter Yahoo, der auf seinem Portal nach dem diese Woche angekündigten Kauf von Musicmatch entsprechende Angebote bereithalten wird.

Nischen

Über 30 Prozent des Musikumsatzes sollen 2008 in den USA über Downloads erzielt werden. Begünstigt werde dies durch die breitere und bessere Verfügbarkeit von legalen Alternativen. Die illegalen Plattformen wie BearShare, KaZaA und Co werden nach Einschätzung von Steinkrauß aber auf keinen Fall verschwinden, sondern "mit relativ kleiner kritischer Masse in ihren Nischen fortbestehen". Seit Sommer 2003 sei bei großen illegalen Plattformen ein deutlicher Rückgang der Nutzerzahlen zu erkennen. "Der Preis und die Nutzerfreundlichkeiten spielen eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, eingeschworene Musikpiraten von legalen Angeboten zu überzeugen." Wie eine Umfrage in Deutschland gezeigt habe, liege der "akzeptable" Preis für Intensivnutzer bei durchschnittlich 70 Cent pro Titel.

Weniger Umsatz

Durch die gewachsene Konkurrenz alternativer Angebote, inklusive illegaler Musiktauschbörsen, habe die Musikindustrie in den vergangenen Jahren deutlich rückläufige Umsätze hinnehmen müssen. Bei einem intelligenten Zusammenspiel aller Player - angefangen von den Künstlern, über die großen Labels und die Plattformbetreiber bis hin zu den Endkundengeräteherstellern - könnte der digitale Musikvertrieb allerdings wichtiges Glied einer interessanten Wertschöpfungskette sein. (Karin Tzschentke, DER STANDARD Printausgabe, 17. August 2004)