Innsbruck - 80.000 Menschen erkranken in Österreich im Laufe ihres Lebens an Schizophrenie. Die psychische Erkrankung ist zwar nicht heilbar, bei einem Gutteil der Patienten könnten aber die Symptome bei entsprechender Behandlung wieder zurückgebildet werden, hieß es am Donnerstag am Rande des 15. Alpenländischen Psychiatrie-Symposiums in Seefeld.

"Die schizophrene Störung ist von einer Reihe von Missverständnissen und Mythen belastet", erklärte der Leiter der Abteilung für Biologische Psychiatrie an der Innsbrucker Universitätsklinik, Univ.-Prof. Wolfgang Fleischhacker. Entgegen der weitläufigen Meinung - auch in medizinischen Fachkreisen - handle es sich bei Schizophrenie nicht um eine unbehandelbare, chronische Erkrankung, sondern um eine psychische Krankheit, bei der Denken, Wahrnehmen, Fühlen und Erleben gestört seien. Sie äußert sich in Halluzinationen, Bedrohungsängsten, Verfolgungswahn, Gedächtnis- oder Konzentrationsproblemen. Zunehmend beherrschen dabei Zeitgeisterscheinungen.

Wechselhafter Verlauf

Die Krankheit ist geprägt von einem stark wechselnden Verlauf: 20 Prozent der Patienten können therapiert werden, weiteren 20 Prozent kann nicht geholfen werden. Bei den restlichen Patienten kommt es hin und wieder zu Rückfällen.

Die Ursachen für Schizophrenie liegen in der biologischen Anlage: Bei den Erkrankten ist eine Funktionsstörung des zentralen Nervensystems vorhanden. Risikofaktoren wie beispielsweise Stress können die Krankheit dann auslösen. Bei Männern bricht die schizophrene Störung durchschnittlich im Alter von Mitte 20 aus. Frauen erkranken meistens einige Jahre später. Nur bei einer kleinen Gruppe - vor allem bei Alkohol- und Drogenkranken und Patienten mit Persönlichkeitsstörung - besteht dabei die Gefahr von Gewalttätigkeit.

Mit Hilfe neuer, nebenwirkungsarmer Medikamente, die die Stoffwechselstörung im Gehirn modulieren, können viele der Betroffenen trotz Schizophrenie ein "normales" Leben führen. Neben dem Einsatz von Medikamenten stehen bei der Behandlung immer mehr psychosoziale Maßnahmen bzw. die Eingliederung in die Gesellschaft im Vordergrund, erklärte Fleischhacker.

Alleine in Tirol gibt es vermutlich 4.000 an Schizophrenie erkrankte Menschen. Pro Jahr werden 500 Patienten stationär und 200 laufend ambulant an der Universitätsklinik behandelt. (APA)