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Egon Schiele: Der Häuserbogen ('Inselstadt') 1915

Foto: APA/ Leopold Museum / Egon Schiele

Wien - In einer großen Sonderausstellung präsentiert das Wiener Leopold Museum ab Freitag, den 17. September, bis zum 31. Jänner 2005 Natur- und Häuserdarstellungen des österreichischen Expressionisten Egon Schiele. Rund 90 Landschafts- und Städtebilder aus der Zeit von 1911 bis 1915 zeigt Direktor und Kurator Rudolf Leopold "chronologisch und ästhetisch geordnet" in einer gewöhnungsbedürftigen Ausstellungsarchitektur von wandhohen, gegeneinander verschobenen Blöcken. "Budgetmäßig" geht die Ausstellung mit einem Versicherungswert von 360 Millionen Euro "an die Grenzen des Möglichen", so der kaufmännische Direktor Peter Weinhäupl.

Mit der Ausstellung möchte der Sammler Leopold einer Seite des Künstlers Schiele zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen: "Obwohl nahezu die Hälfte seiner Gemälde Landschaften sind, ist Schiele üblicherweise für seine erotischen Darstellungen bekannt", so Leopold bei der heutigen Presseführung. "Die Landschaften sind nicht nebensächlich, es sind fantastische Visionen." 20 der gezeigten Gemälde sowie 15 Grafiken stammen aus dem Bestand des Museums. Weitere 35 internationale Leihgeber, darunter auch zahlreiche Privatkollektionen, ergänzten die Schau. Einige Höhepunkte sind die Gemälde "Versinkende Sonne", Häuserbogen II" sowie "Vier Bäume" (welches aus der Österreichischen Galerie ausgeliehen wurde). Auch Gemälde von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner oder Lyonel Feininger haben ihren Weg in die Ausstellung gefunden.

Den Stadt- und Landschaftsansichten sind sowohl in der Schau als auch im Katalog immer wieder Fotografien der dargestellten Motive beigestellt. So kann der Besucher nachvollziehen, inwiefern Schiele bei der Darstellung die Wirklichkeit künstlerisch umgestaltet hat.

Die Stimmungen der Gemälde versucht die Ausstellungsarchitektin Angela Hareiter in ihrer Raumgestaltung widerzuspiegeln. Herausgekommen sind in dunklem Beige und Weinrot gehaltene massive Wandblöcke, zueinander in unterschiedlichen Richtungen verschoben. Düster und etwas muffig empfangen sie die Besucher. Im Vorraum installierte man ein "schwebendes Kino", das eine Schiele-Dokumentation zeigt und bei Bedarf an die Decke hochgezogen werden kann. "Festlich" soll die Stimmung laut Hareiter sein, sei doch auch die große Schiele-Schau "ein Fest, das das Museum seinen Besuchern bereitet", so Weinhäupl.

Im Laufe der Ausstellung rechnet man mit dem einmillionsten Besucher. Das Leopold Museum sei "der Besuchermagnet im Museumsquartier" und liege in der Wiener Museumslandschaft "was die Besucherzahl angeht an vierter Stelle hinter Kunsthistorischem Museum, Albertina und Österreichischer Galerie", so Weinhäupl. In der "rauher gewordenen" Museumslandschaft will sich das Leopold Museum als "Egon-Schiele-Kompetenzzentrum etablieren", man wolle wissenschaftliche Arbeiten zu dem Expressionisten fördern und eine Datenbank aufbauen. Der neue wissenschaftliche Mitarbeiter Michael Fuhr kündigte eine "Kleine Reihe" mit einer Auswahl an Arbeiten auf Papier an. Die nächste größere Ausstellung soll im Mai 2005 Kunst der Jahrhundertwende gewidmet sein und den Titel "Die nackte Wahrheit" tragen. (APA)