Mehrere Stürme auf das Parlament in diesem Jahr
Der gestrige Angriff militanter Jagd-Befürworter auf das Parlament war auf seine Weise ein ebenso ernst zu nehmender Angriff auf die Freiheit des britischen Volkes und seine gewählten Vertreter wie alles, was zuvor von (König) Karl I. oder (NS-Minister) Hermann Görings Piloten unternommen wurde. Dieses Jahr ist das Parlament bereits von Greenpeace, unzufriedenen Vätern und der Jagd-Lobby gestürmt worden. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand versuchen wird, einen Minister oder einen Abgeordneten im Unterhaus zu töten."
Britische Konservative beklagen Sicherheitslücken im Parlament
Auch die konservative Opposition hat nach den Vorfällen gravierende Sicherheitslücken im Parlament beklagt. "Was wir beobachtet haben, ist etwas, das viele Menschen in Gefahr bringt, nicht nur im Parlament - es wird Terroristen auch woanders ermutigen", sagte der Innenminister des konservativen Schattenkabinetts, David Davis, am Donnerstag dem BBC-Radio. Es handle sich um ein "spektakuläres Scheitern" der Sicherheitsmaßnehmen, sagte der Tory-Politiker.
Schutz des britischen Parlaments nach Zwischenfall verstärkt "Was wir gesehen haben, wird Terroristen bestärken"
Am Donnerstag wurde der Schutz des Parlaments drastisch verstärkt. Zum ersten Mal bewachten bewaffnete Polizisten die Eingänge des Saales.
Geschehnisse
Während der Debatte über ein Verbot der Fuchsjagd waren am Mittwoch fünf Demonstranten in den Sitzungssaal des Unterhauses gelangt. Sie bedrohten den zuständigen Staatssekretär Alun Michael und beschimpften Mitglieder der Labour-Fraktion. Parlamentsdiener überwältigten die Eindringlinge. Die Debatte wurde daraufhin kurzzeitig unterbrochen, anschließend wurde das Gesetz zum Verbot der vor allem bei Adligen beliebten Treibjagd mit Hunden mit großer Mehrheit - 356 zu 166 Stimmen - beschlossen. Am Donnerstag wurden die Eindringlinge noch von der Polizei verhört.
Unter den fünf Eindringlingen waren der Sohn des Rockstars Bryan Ferry, der 21-jährige Otis Ferry, und ein Freund von Prinz William, der Polospieler Luke Tomlinson (27).
Die Fünf hatten zusammen mit drei weiteren Demonstranten, die am Ende nicht in den Sitzungssaal gelangten, offenbar das Parlamentsgebäude durch den Haupteingang betreten. Dazu hatten sie ein gefälschtes Einladungsschreiben vorgelegt. Möglicherweise wurden sie dann von jemandem zu einer Treppe gebracht, der einen Parlamentsausweis besaß. Sie huschten dann an Türstehern vorbei; nur drei der acht Störenfriede wurden aufgehalten.
Scotland Yard ermittelt
Sowohl Scotland-Yard-Chef Sir John Stevens als auch Parlamentspräsident Michael Martin sagten, die Fünf müssten Hilfe von jemandem bekommen haben, der im Parlament arbeitet und über einen Passierschein verfügt. "Wir werden genau herausfinden, was geschehen ist", sagte Sir John.
Es wird zwar damit gerechnet, dass das entsprechende Gesetz im Oberhaus abgelehnt wird. Doch für diesen Fall hat die Regierung angekündigt, das Verbot durch ein selten angewendetes Sondergesetz, den Parliament Act, durchzusetzen.
Weitere Sicherheitslücken