Die USA wollen die Sache möglichst schnell in den UNO-Sicherheitsrat bringen, die Europäer hoffen noch immer darauf, dass der Iran auf sein Anreicherungsprogramm verzichtet. Und Israel warnt vor eigenen Schritten.

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Wien - Der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien hat sich bis zum Mittwochabend nicht auf eine Resolution über Irans Atomprogramm einigen können. Nach Auskunft aus Verhandlungskreisen wollen die blockfreien Länder jede Formulierung vermeiden, die Teheran als Ultimatum auffassen könnte.

Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten zum Auftakt der Tagung am Montag einen Resolutionsentwurf ausgearbeitet, in dem Teheran bis zur nächsten Sitzung des Gouverneursrates am 25. November Zeit eingeräumt wird, seine nuklearen Aktivitäten vollständig offen zu legen und einen Stopp seines Anreicherungsprogramms - inklusive Produktion der Zentrifugen zur Anreicherung - zu verkünden.

Die USA hingegen wollen so rasch wie möglich den UNO-Sicherheitsrat einschalten, die Europäer befürchten, das könnte eine Stufe zur Eskalation darstellen. Washington wirft dem Iran vor, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Teheran bestreitet das und betont, die kürzlich begonnenen Vorarbeiten zur Urananreicherung dienten ausschließlich der friedlichen Nutzung der Atomkraft.

Der israelische Wissenschafts- und Technologieminister Ilan Shalgi hat einen stärkeren Einsatz Europas und der internationalen Gemeinschaft gegen das iranische Atomprogramm gefordert. "Die Uhr tickt", sagte Shalgi am Dienstag in Berlin. Der Iran versuche alles, um waffenfähiges Atommaterial zu bekommen. "Das wird eine Bedrohung auch für Europa."

Die Initiative der Außenminister Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands vor knapp einem Jahr in Teheran habe den Prozess zwar "erfolgreich verzögern, aber nicht verhindern" können. Auf die Frage, wie Israel auf die Weiterentwicklung des iranischen Atomprogramms reagieren werde, sagte Shalgi: "Wir können keine Situation zulassen, in der unsere Feinde nukleare Macht haben." Wiederholt wurde spekuliert, ob Israel die iranischen Atomanlagen militärisch angreifen könnte, wie 1981 den irakischen Reaktor Osirak.

ElBaradei will bleiben

Mohamed ElBaradei, Generaldirektor der IAEO, wird sich um eine dritte Amtszeit bewerben, verlautete diese Woche in der Atomenergiebehörde. Der Ägypter ist 1997 Hans Blix in seinem Amt nachgefolgt. (dpa, guha/DER STANDARD, Printausgabe, 16.9.2004)