Rot-weiß-rote Identitätskampagnen und Wir-Parolen
Nennings Werbesprüche rund um sein Buchprojekt - "Das kleine Österreich ist eine kulturelle Großmacht" - sind aber nur ein Symptom unter vielen, welche die Vorbereitungen aufs Jubeljahr 2005 prägen. Zu den Feiern von 50 Jahren Staatsvertrag, 60 Jahre Kriegsende und Zweite Republik werden Identitätskampagnen angekurbelt, "die uns eine gemeinsame nationale Kultur weismachen, als wäre Kultur etwas Nationales", so das Depot. Diese rot-weiß-roten "Wir"-Parolen (und das eigene 10-Jahr Jubiläum) nimmt die kleine Institution zum Anlass, sich kritisch mit dieser "konstruierten Identität" auseinanderzusetzen.
Vereinnahmungen und Ausschlüsse
Unter dem Titel "Unsere gemeinsame Kultur" sind zehn AutorInnen (Teilnehmer und Termine, siehe links) geladen, die an drei Abenden (15./16.9 und 26.10) über die Gefahren nationaler Vereinnahmungen und Ausschlüsse sowie eingeforderte Loyalität in politischen wie ökonomischen Fragen sprechen.
Diskussion statt Selbstbeweihräucherungen
Das Depot wäre nicht das Depot würde es das eigene Jubiläum nicht diskursiv begehen, sondern mit "Selbstbeweihräucherungen", so Sprecher Wolfgang Zinggl, der seit dem Sommer für die Grünen im Parlament sitzt und daher seine Aufgaben an Eva Brückner abgibt. Allen Widrigkeiten zum Trotz gab und gibt man sich zäh. Immer wieder hatte das Depot mit Subventionskürzungen zu kämpfen und konnte der endgültigen Schließung nur mit freiwilliger Selbstausbeutung der MitarbeiterInnen, Honorarverzicht der ReferentInnen, Programmkürzungen oder Solidaritätsverantstaltungen (2003 gestalteten 45 Institutionen das Programm, um das Depot weiter offen zu halten) abgewendet werden.
10 Jahre und kein bisschen leise