Nach zwei Monaten des Umbaus öffnete am Montag das vermutlich berühmteste Hotel Wiens wieder seine Türen

Foto: Cremer
Wien - Fast scheint es, als fände Alexandra Gürtler, dass man ein bisserl viel Aufhebens macht: Schließlich, betont die Jungchefin im Hotel Sacher, gäbe es derzeit kaum Neues zu sehen. "Das ist nur ein ,Soft Opening‘", wiegelt Gürtler ab - auf das echte, große Reopening des 1876 hinter der Oper gegründeten Etablissements müsse das Publikum noch warten. Bis Juni 2005.

Freilich offenbart sich dennoch schon auf den ersten Blick ins ehrwürdige Hotel, dass nicht einmal am Sacher Zeit und Zeitgeist spurlos vorbeiziehen: Anstelle des "braunen Schlauchs" (Gürtler), in den man früher beim Betreten des Hotels gesogen wurde, erlebt der Gast nun ein helles, geräumiges Foyer mit heller Marmortäfelung.

"Früher hat sich hier alles gestaut. Wenn drei Gruppen gleichzeitig angekommen sind, wusste niemand, wohin mit den Leuten und dem Gepäck", erinnert sich Gürtler. Die moderne Entreesituation (Architekt Pierre-Yves Rouchon gestaltete u.a. das Pariser Georges V.; Anm.) solle ebenso wenig am Charakter des Hotels ändern, wie alle anderen - noch nicht abgeschlossenen - Arbeiten.

Denn bis auf die geringfügige Verkleinerung des "Café Sacher" (irgendwohin musste die Lobby schließlich wachsen), der Restaurierung von "Roter" und "Blauer Bar" (Gürtler: "Letztere ist jetzt wirklich blau") hat sich optisch nichts verändert. Für die Gäste. Aber technisch, so die Direktorin, spiele man nun endgültig in der ersten Liga.

So wurde etwa die Klimatechnik in der dreimonatigen Umbauphase komplett restauriert. Sacher heizt nun mit Fernwärme. Und auch die Küche - zuletzt 1975 erneuert - strahlt nun wieder neu.

Dachausbau

Wieder geöffnet, betont Gürtler, sei seit Montag aber auch nicht das ganze Hotel mit seinen 108 Zimmern, sondern lediglich jene 80 Zimmer und Suiten, die sich vom ersten bis zum dritten Stock erstrecken. Der vierte Stock ist nach wie vor Baustelle: Nicht nur, weil die dort befindlichen Zimmer erneuert werden, sondern auch, weil das darüber liegende Zwischengeschoß - schon bisher für Housekeeping, Professionisten und Personal genutzt - ein Remake bekommt: In Zukunft wird es dort neben einem kleinen ("ich betone das: klein", Gürtler) Fitness- und Wellnessbereich "ausschließlich für Hotelgäste" auch Businessfacilities geben.

All das wir aber erst im Juni 2005 seiner Bestimmung übergeben werden - und zwar zusammen mit jenen 40 neuen Zimmern (Gürtler: "keine Suiten, sondern einfach schöne Doppelzimmer"), die die derzeit in Gang befindliche Aufstockung des aus sechs Häusern bestehenden Sacher- Blocks um siebeneinhalb Meter notwendig machen. Die Außenarbeiten der insgesamt auf 30 Millionen Euro veranschlagten Umbauarbeiten sollen im November fertig sein.

Wie hoch die Aufstockung über das bisherige Sacher- Dach ragen wird, lässt sich mittlerweile aus fast allen Blickrichtungen - Ausnahme: von der Albertinarampe aus - erkennen. Der von Architekt Sepp Frank ursprünglich noch wuchtiger geplante Aufbau, war nach Protesten zurückgestutzt worden. Die aktuelle Ausbauversion erklärte der Architekt, "fügt sich ruhig in die bestehende Dachlandschaft" - schließlich werde die Oper nicht überragt.(Thomas Rottenberg, Der Standard, Printausgabe, 14.09.2004)