Alarmierendes trug sich jüngst vor einem Josefstädter Zebrastreifen zu. Eine junge Mutter hielt ihren kleinen Buben an der Hand und sagte: "Komm, Lukas, wir können gehen." Lukas (höchstens fünf und mit den Nerven bereits am Ende): "Nein, da steht ein Polizist." M: "Ja genau, und der Polizist zeigt uns gerade, dass wir gehen können.

Also komm!" L: "Nein, ich geh' nicht!" M: "Lukas, er hat uns gewunken, wir dürfen gehen." L: "Ich geh' nicht zum Polizisten, der hat eine Uniform an." M (ungeduldig): "Lukas, bitte, das ist ein normaler Verkehrspolizist. Wir gehen ja nur vorbei. Komm jetzt endlich!" L (reißt sich los): "Ich geh dort nicht hin. Der Polizist hat eine Waffe!" M: "So ein Blödsinn. Das ist ein ganz ein lieber Wachmann, der regelt für uns den Verkehr.

Komm jetzt! Er hört gleich auf zu winken." L (weinerlich): "Der Polizist hat eine Waffe, er zeigt sie nur nicht her! Jeder Polizist hat eine Waffe. Gehen wir woanders!" Die genervte Mutter hebt Lukas hoch und quert mit ihm die Straße. Auf Höhe des Wachmanns beginnt der Bub heftig zu strampeln und schreit: "Nicht schießen!" - Die Mutter entschuldigt sich beim verdutzten Beamten.

Kann es sein, dass die Kleinen daheim zu viele "Bad Lieutenants" sehen?

(Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe 13.9.2004)