Freiburg - Immer mehr Männer erkranken an Brustkrebs. In
Deutschland kommen derzeit jährlich 350 bis 400 neue Fälle hinzu, wie
die Deutsche Gesellschaft für Senologie in Freiburg berichtete. Zwar
mache Brustkrebs nur 0,2 Prozent aller Tumore beim Mann aus, doch
steige die Rate der Neuerkrankungen seit Anfang der sechziger Jahre
kontinuierlich an. Problematisch sei, dass nur etwa fünf Prozent
dieser Tumore im Frühstadium diagnostiziert würden. In etwa 60
Prozent der Fälle entdecke der Betroffene die Geschwulst zu einem
Zeitpunkt, da er bereits in das umliegende Gewebe gestreut habe.
Bei Frauen dagegen werden mittlerweile bis zu 20 Prozent der
Mammakarzinome frühzeitig erkannt. "Dies kommt daher, dass sowohl die
Bevölkerung als auch die Ärzte für Brustkrebs bei Frauen
vergleichsweise stark sensibilisiert sind", erklärte der Vorsitzende
der Deutschen Gesellschaft für Senologie, Diethelm Wallwiener. Männer
rechneten dagegen in den seltensten Fällen damit, dass sie einen
Tumor in der Brust haben könnten. Es sei jedoch wichtig, dass sie
einen Arzt aufsuchten, sobald sie knotige Veränderungen ertasteten.
Auf hundert Frauen kommt ein Mann
Bei Männern wachsen laut Wallwiener 93 Prozent aller Tumore im
Bereich der Brustwarze oder des Warzenhofes. Bei Frauen dagegen liege
mehr als die Hälfte im oberen äußeren Viertel der Brust. Ähnlich wie
bei den Frauen entspringen dem Professor zufolge bei Männern etwa 80
Prozent der Tumore den Drüsengängen der Brust. Auf 100 erkrankte
Frauen komme ein Mann.
Da das Mammakarzinom beim Mann sehr selten sei, gebe es bislang
kaum standardisierte Therapien, beklagte Wallwiener. Nach seinen
Angaben liegt das Durchschnittsalter bei den Neuerkrankungen bei 66
Jahren. Angesichts dieses relativ hohen Alters und möglicher anderer
Erkrankungen vertrügen die männlichen Patienten so genannte
systemische Therapien wie Hormon- oder Chemotherapie schlechter als
Frauen. (APA)