Das Vorbild "My Big Fat Obnoxious Fiancé" wollten in den USA 21 Millionen sehen.

Foto: Sat.1
STANDARD: War's schön, sich säuisch zu benehmen?

Mierendorf: Teils, teils. Einerseits durfte ich Sachen machen, die mir als Kind verboten waren. Aber ich bin streng erzogen worden, die Rülpserei bei Tisch fiel mir ehrlich nicht leicht.

STANDARD: Mit welcher Vorgabe hat Sat.1 Sie losgeschickt?

Mierendorf: Ich sollte Mareike aus der Fassung bringen. Sie musste ja ihren Eltern vorgaukeln, dass sie sich in eine peinliche Geschmacksverirrung verliebt hat. Gelingt ihr das, gewinnt sie 500.000 Euro. Was sie nicht wusste: Ich war nicht Gunnar, sondern spielte ihn nur, und Gunnar benimmt sich peinlich. Ständig lüpft er sein T-Shirt, präsentiert seinen Bauch, er betrinkt sich, schmeißt ständig etwas um.

STANDARD: Bekamen Sie Regieanweisungen oder haben Sie bestimmt, wann Sie den Finger in die Nutelladose stecken?

Mierendorf: 80 Prozent von Gunnar sind Tetje Mierendorf. Zwei Wochen lang kann man sich nicht strikt an ein Drehbuch halten. Intensiv vorbereitet habe ich mich hingegen mit meiner Fernsehfamilie. Wir durften uns keinen Fehler erlauben, sonst wäre alles aufgeflogen.

STANDARD: Klingt nach einer Herausforderung.

Mierendorf: Eine Superherausforderung! Ich musste ständig spielen, weil ich nie sicher sein konnte, dass Mareike nicht plötzlich auftaucht und mit mir reden will. Es war verdammt anstrengend.

STANDARD: Sie wird dabei ganz schön an der Nase herumgeführt. Ist das erlaubt?

Mierendorf: Wir haben uns bemüht, sie einerseits an ihre Grenzen zu bringen, andererseits weich landen zu lassen. Wenn ich über die Stränge geschlagen habe, benahm ich mich danach vorbildlich und habe sie wieder besänftigt.

STANDARD: Hatten Sie niemals Mitleid? Sie bringen sie schließlich sogar zum Weinen.

Mierendorf: Nein, eigentlich nicht. Mareike hat oft genug Dampf abgelassen. Hätte ich eine labilere Braut gehabt, wäre die Show anders gelaufen.

STANDARD: Die Sympathien gehören dabei aber Gunnar und nicht ihr.

Mierendorf: Er ist von Anfang an der Verbündete des Publikums, das bringt eine große Identifikation mit sich.

STANDARD: Wenn die Show gut ankommt, sind Sie bald ein großer Star. Was dann?

Mierendorf: Natürlich hoffe ich, dass die Quote gigantisch ist. Wäre ich in zwei Wochen ein großer Star? Dann müsste ich wohl mein Leben neu sortieren.

STANDARD: Wie haben Sie die Rolle überhaupt bekommen?

Mierendorf: Ich bekam von meiner Agentur ein Fax von der Produktionsfirma, darauf stand: "Wir suchen einen großen, dicken, objektiv nicht gut aussehenden Schauspieler. Wir dachten an Tetje Mierendorf." Letztendlich gibt es anscheinend nicht wahnsinnig viele, die mein Format haben. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.9.2004)