Wien - Höchste Gefahr für Organempfänger ist die akute humorale
Abstoßungsreaktion. Ein Spenderorgan kann binnen weniger Tage im
Körper des Empfängers durch verschiedene Mechanismen zu Grunde gehen.
Neue Strategien gegen diese Abläufe sollen eine Rettung erlauben,
erklärten Experten beim Internationalen
Transplantationskongress in Wien.
Die so genannte akute humorale Abstoßungsreaktion wird über
Antikörper gegen das Spenderorgan und die Aktivierung von
Komplementfaktoren vermittelt, die sonst eine wichtige Rolle bei der
Abwehr von Krankheitserregern spielen. Im Fall des Falles gibt es
hier aber bereits einige Strategien, um die Gefahr doch noch zu
bannen. Immerhin bedeutet eine solche Immunreaktion in rund 70
Prozent der Fälle ein Organversagen.
Dr. Manuel Pascual vom Transplantationszentrum in Lausanne listete
einige dieser Gegenmaßnahmen auf, die speziell bei
Nierentransplantierten zu einer Rettung des Organs führen sollen:
Aus dem Blut der Patienten werden die gefährlichen Antikörper
durch Plasmapherese entfernt. Hinzu kommt eine intensive Behandlung
mit Medikamenten (Tacrolimus, Mycophenolat mofetil). Damit lässt sich
solche Abstoßungsreaktion in bis zu 90 Prozent der Fälle blockieren.
In Wien wurde in den vergangenen eine Strategie entwickelt, bei
der dem Spenderorgan gefährliche Antikörper durch Immunoadsorption
selektiv aus dem Blut entfernt werden. Das erfolgt in mehreren
Behandlungen. Auch damit gelang es, eine Abstoßungsreaktion bei
Nierentransplantierten zu 90 Prozent rückgängig zu machen.
Ein Problem bleibt aber die chronische humorale
Abstoßungsreaktion, welche implantierte Nieren über Jahre hinweg
langsam zerstören kann. Mit den modernden Immunsuppressiva, die hier
eingesetzt werden, ist mittlerweile offenbar sogar eine Prophylaxe
solcher Vorgänge möglich geworden. (APA)