<b>Porträt:</b> Izzat Ibrahim war oft in Österreich
Staatsanwaltschaft legte Anzeige
wegen Kriegsverbrechen und Massenmordes zurück
Redaktion
,
Wien - Der frühere Stellvertreter Saddam Husseins, Izzat
Ibrahim al Douri, der am Sonntag im Nordirak gefasst wurde und nach
Ansicht Washingtons nach dem Sturz des alten Regimes einer der
Drahtzieher des irakischen Widerstands wurde, hat Österreich
wiederholt besucht, um sich verschiedenen medizinischen Behandlungen
zu unterziehen. Als der Grünen-Politiker Peter Pilz 1999 Anzeige
wegen Kriegsverbrechen und Massenmordes an Kurden durch Einsatz
chemischer Waffen (1988 in Halabja) erstattete, wurde diese von der
Staatsanwaltschaft Wien "wegen mangelnder Gründe" zurückgelegt.
Nach damaliger Darstellung des Innenministeriums wurden Izzat
Ibrahim, der an Leukämie litt, "aus humanitären Gründen" Aufenthaltsgenehmigungen erteilt.
Als Erster Stellvertretender Vorsitzender des Revolutionären
Kommandorates war Izzat Ibrahim die "Nummer 2" des irakischen
Baath-Regimes. Laut offizieller Biographie wurde er 1942 in Tikrit
geboren. Der ehemalige Journalist war Minister für Bodenreform unter
Saddam Husseins politischem Ziehvater und Amtsvorgänger,
Staatspräsident General Ahmed Hassan al Bakr, anschließend
Landwirtschaftsminister und von 1974 bis 1979 Innenminister.
1979 wurde der Saddam-Loyalist nach der Ablösung von General Bakr
Saddam Husseins Erster Stellvertreter. Seit 1979 gehörte Izzat
Ibrahim, dessen Tochter mit Saddam Husseins Sohn Udai verehelicht
war, auch dem irakischen Regionalkommando der panarabischen
Sozialistischen Baath-Partei an.
Während der damalige FPÖ-Klubchef Peter Westenthaler im August 1999
die Aufenthaltsgenehmigung für Izzat Ibrahim als "peinlichen
Kniefall" des sozialdemokratischen Innenministers Karl Schlögl vor
einem "international geächteten, menschenverachtenden System"
anprangerte und ein Einreiseverbot forderte, wurde Kärntens
Landeshauptmann Jörg Haider bei seinen Irak-Besuchen auch vom
Saddam-Vize empfangen. Die Begegnungen sind in Haiders Buch "Zu Gast
bei Saddam - Im 'Reich des Bösen'" dokumentiert. (APA)
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