Für "Hexenverfolgungen in Hohenems" untersuchte Tschaikner, Historiker im Vorarlberger Landesarchiv, die Gebiete, die im 17. Jahrhundert von den Grafen von Hohenems regiert und verwaltet wurden. Tschaikner zählt international zu den führenden Erforschern der Hexenverfolgung. Seine Untersuchungen zu den Hohenemser Gebieten schließen regional eine große Lücke. Besonders interessant daran ist, dass die Grafen im 17. Jahrhundert auf verschiedene Weise drei benachbarte Gebiete regierten, in denen die Hexenverfolgungen unterschiedlich zum Tragen kamen. Tschaikners Erklärung: "In Gebieten, die demokratisch verwaltet wurden oder wo die Obrigkeit von den Untertanen finanziell abhängig war, konnte die Hexenverfolgung besonders leicht um sich greifen. In großflächigen Staatsgebilden hingegen dämmte der Verwaltungsapparat die Verfolgung ein."
Wenn das Volk mitbestimmt
Verkürzt gesagt: Kleinräumige demokratische Mitbestimmung hemmte Hexenjagden nicht, sondern förderte sie. In den Stammlanden (Grafschaft Hohenems mit dem Reichshof Lustenau) regierten die Emser absolutistisch - die Hexenverfolgungen wurden hier noch bis ins letzte Viertel des 17. Jahrhunderts geführt, eskalierten jedoch nicht. In den Herrschaften Vaduz und Schellenberg (heute Liechtenstein) hingegen, die das Haus Hohenems erworben hatte, bestimmte das "Volk" mit - hier kam es zu ausufernden Hexenjagden. Gleichzeitig verwalteten die Grafen als Vögte zeitweise die österreichischen Herrschaften Feldkirch und Neuburg - hier dämmte die Regierung in Innsbruck die Verfolgungen schon früh durch hohe rechtliche Anforderungen ein.