... Regeln also, auf die sich im alten Griechenland das allgemein gültige Schönheitsideal stützte, das Ordnung und Harmonie als Abwesenheit von Chaos verstand. Es ist diese Epoche, von der aus Umberto Eco in seinem neuen Buch, das ab dem 18. September im Handel ist und aus dem wir exklusiv einige Passagen vorabdrucken, seine Reise durch die Geschichte der Schönheit antritt, um den Bogen bis in die Gegenwart zu schlagen. Obwohl der opulent bebilderte Band "Die Geschichte der Schönheit" (€ 41,10/440 Seiten, Hanser) anhand von (abendländischen) Kunstwerken dokumentiert, will er keine Kunstgeschichte sein. Es geht um Schönheitsideale, vor allem um ihren Wandel, aber auch um die Brüche in den einzelnen Zeitperioden selbst, die Eco durch unzählige Beispiele aus bildender Kunst, Philosophie und Literatur transparent zu machen versucht. Eine Gratwanderung, gewiss, aber auch eine Entdeckungsreise, schließlich weiß Eco, wie man historisches und wissenschaftliches Material leicht verdaulich präsentiert. So ist seine Geschichte der Schönheit auch eine Abhandlung über Damen und Heroen, Monster und Madonnen, Dandys und Juwelenfrauen, Aura und Ekstase. Besonders hingewiesen sei auf die vielen beigestellten philosophischen und literarischen Texte von Cervantes bis de Sade. So erfahren wir, dass Lew Tolstoi in seinem Essay "Was ist Kunst" Ende des 19. Jahrhunderts die Verbindungen zwischen Kunst und Moral und Schönheit und Wahrheit bekräftigte. Ungefähr zur selben Zeit antwortete Oscar Wilde auf die Frage, ob er ein bestimmtes Buch für unmoralisch halte: "Es ist noch schlimmer als unmoralisch. Es ist schlecht geschrieben." (steg, DER STANDARD, ALBUM, Printausgabe vom 4./5.9.2004)