Zwei bis drei Leute, die an einem - ...

... - häufig von einer karierten Tischdecke bedeckten - Tischchen sitzen, Kaffee trinken, rauchen ...

... und versuchen, miteinander ein Gespräch zu führen.

Wien – Coffee & Cigarettes: 1986 hat Jim Jarmusch mit Roberto Benigni und Steven Wright den gleichnamigen Kurzfilm gedreht. Im Laufe der Jahre, am Rande anderer Projekte des New Yorker Regisseurs, entstanden unter Mitwirkung der Jarmusch-Darstellerfamilie weitere Variationen der ursprünglichen Miniatur: Zwei bis drei Leute, die an einem – häufig von einer karierten Tischdecke bedeckten – Tischchen sitzen, Kaffee trinken, rauchen und versuchen, miteinander ein Gespräch zu führen.

Worum es dabei geht, ist meist gar nicht so wichtig. Und der Austausch als solcher ist weit weniger komisch als der Umstand, wer da überhaupt auftaucht und spricht. Oder auch: das Gespräch verweigert und in welcher Form das geschieht.

Fan zu sein hilft in jedem Fall, um 96 Minuten bei der Sache zu bleiben: Iggy Pop und Tom Waits etwa geben Iggy Pop und Tom Waits, zwei Exraucher, die zwischen zwei Zigaretten ein paar Höflichkeiten austauschen, welche wiederum beim Gegenüber für Irritationen sorgen.

Joe Rignano und Vinny Vella, Mafiosodarsteller aus Ghost Dog, sitzen schwer und breitbeinig auf zu kleinen Stühlen, und der eine will den anderen zu gesunder Ernährung und zum Verzicht auf die Glimmstängel bekehren. Cinque und Joie Lee wehren sich wortkarg gegen das aufdringliche Interesse ihres Kellners Steve Buscemi. Cate Blanchett spricht in einer Doppelrolle sozusagen mit sich selbst (und übertreibt dabei ziemlich) und auch hier wird vorgeführt, wie viele höfliche Formeln meistens doch ziemlich ins Leere laufen.

Aber auch Tee ...

Alfred Molina und Steve Coogan, die eine der lustigsten Episoden des Films bestreiten, treffen einander übrigens ausnahmsweise in Los Angeles, in einem schicken Designerlokal, in dem – zumal für Briten in den USA – natürlich Tee gereicht wird.

Der eine glaubt, dem anderen einen Gefallen zu tun, und legt mit seiner vermeintlichen Großzügigkeit, ohne es zu merken eine Schlinge aus, in der er sich schließlich selber verfängt. Jede Episode eine Etüde in fehlschlagender Kommunikation. Kaffee und Zigaretten taugen nur bedingt als Schmiermittel, und wenn eine sie nur in Ruhe genießen will (Renée French), dann taucht garantiert jemand auf und will reden.

Coffee & Cigarettes funktioniert aber auch als kleines Zeitdokument, als etwas wehmütiges kulturgeschichtliches Aper¸cu: Nicht nur, dass in Filmen inzwischen nur noch in eingeschränktem Maße und meist von schlechten Menschen dem Genuss von Tabakwaren gefrönt wird – auch in den Cafés, Bars und Diners, die Jarmuschs Protagonisten bevölkern, ist im wirklichen Leben das Rauchen längst verboten.
OmU im Stadtkino Wien
(DER STANDARD, Printausgabe vom 4.9.2004)