Frankfurt/Berlin - Kurz vor der Eröffnung der umstrittenen Flick-Kunstsammlung werden in Berlin frühere NS-Zwangsarbeiterinnen über ihr Schicksal berichten. Das Holocaust-Dokumentationszentrum Fritz Bauer Institut hat Frauen, die in Betrieben des Rüstungsindustriellen Friedrich Flick arbeiten mussten, zu einer Veranstaltung am 20. September im Hörsaal des Berliner Otto-Suhr- Instituts eingeladen. Mehrere ehemalige Zwangsarbeiterinnen werden über ihre Erfahrungen in Flick'schen Sprengstofffabriken erzählen, teilte das Frankfurter Forschungsinstitut am Freitag mit.

Vom 22. September sollen in Berlin 2500 Werke zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung des Kunstmäzens und Industriellen-Erben Friedrich Christian Flick, dem Enkel von Friedrich Flick, gezeigt werden. Dies hat zu scharfen Kontroversen geführt. Mitglieder des Zentralrats der Juden haben den Vorwurf erhoben, die Sammlung sei mit dem "Blutgeld" aus dem Flick-Vermögen der NS-Zeit bezahlt worden, also aus Profiten aus damaligen Rüstungsgeschäften.

Zu Wort

Zu den Zeitzeugen, die nach Berlin kommen werden, gehört die ungarische Jüdin Eva Fahidi. Sie musste als junges Mädchen im hessischen Allendorf Zwangsarbeit für die Dynamit Nobel AG verrichten Fahidi war zuvor nach Auschwitz verschleppt worden, wo ein Großteil ihrer Familie ermordet wurde. Es sei bezeichnend, dass es bisher niemand für nötig befunden habe, die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen, monierte Institutsdirektor Micha Brumlik.

Friedrich Christian Flick hat seine bedeutende Kunstsammlung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zunächst für die Dauer von sieben Jahren überlassen. Die umstrittene Ausstellung wird in einer neu gebauten Halle neben dem Hamburger Bahnhof (Museum der Gegenwart) präsentiert. (APA/dpa)