Hintergrund
Im Frühjahr 2000 besichtigt Inge Rowhani-Ennemoser das Haus in der Herklotzgasse 21 im 15. Wiener Gemeindebezirk, in dem ihre Mutter Marie gelebt hatte. In einem Lagerraum im Parterre entdeckt die Autorin stapelweise Auswanderungskarteien jüdischer Familien aus den Jahren 1938 und 1939, die das Leid und die Verzweiflung der vielen Tausenden um Ausreise Ansuchenden erschreckend verdeutlichen.
Das Haus in der Herklotzgasse nimmt Inge Rowhani-Ennemoser, Maries zweite, 1940 geborene Tochter, zum Ausgangspunkt für eine sehr einfühlsame und gleichzeitig Distanz gewinnende Darstellung des Schicksals ihrer Familie. Ihre Quellen sind persönliche Dokumente und Briefe aus dem Nachlass ihrer 1991 verstorbenen Mutter sowie Erzählungen ihrer 1930 geborenen Schwester Lotte.
"Warum habe ich sie nie gefragt, wie es damals war? So entsinne ich mich nur der halben Andeutungen, der Blicke und Seufzer, die Marie und Hermine manchmal wechselten. In ihrem Einverständnis über die geteilten Erinnerungen hörte ich Hermine eines Tages zu Marie sagen: Glück ist, wenn es morgens an der Tür klingelt und man weiß, dass es nur der Postbote sein kann".
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