Man stelle sich folgende Katastrophe vor: Vor 8400 Jahren bersten in Kanada die Eisdämme eines gigantischen Gletschersees, riesige Wassermassen ergießen sich in den Atlantik. Sie lassen den Meeresspiegel auch an weit entfernten Orten ansteigen, menschliche Siedlungen werden überflutet - besonders in der Gegend des Persischen Golfes. Dieses dramatische Ereignis prägt sich für immer in das Gedächtnis der dort lebenden Menschen ein: die Sintflut!
Dieses Szenario halten jedenfalls führende kanadische Wissenschafter für gut möglich. Geologe Jim Teller von der Uni Manitoba und sein Team haben die Geschichte des Agassizsees untersucht. Dieses riesige Süßwasserbecken erstreckte sich damals über eine Fläche von einer Million Quadratkilometern, entstand, als sich am Ende der letzten Eiszeit der schmelzende Laurentidegletscher nach Norden zurückzog, und enthielt ein Drittel mehr Wasser als alle heutigen Seen der Erde zusammen. Im Lauf der Geschichte barsten seine Eisdämme immer wieder, riesige Wassermassen stürzten in den Atlantik, zerstörten Meeresströmungen, lösten globale Klimawechsel aus.
Aber es war der letzte "katastrophale Ausbruch" des Gletschersees, dessen Folgen die biblische Geschichte von der Arche Noah vielleicht beschreibt. "Und die Wasser nahmen immer mehr zu; alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel wurden bedeckt", heißt es im Buch Genesis 7,19. Nur Noah und die mit ihm in der Arche waren hätten überlebt. Auch das Gilgameschepos, das seinen Ursprung im Reich der Sumerer in Mesopotamien hat, berichtet darüber. Es erzählt von Utnaptischtim, der wie Noah eine Arche baute und mit je einem Paar Tiere die Sintflut überlebte. Tontafeln mit dem Epos wurden im 19. Jahrhundert in der antiken Stadt Ninive im heutigen Irak gefunden, der an den Persischen Golf grenzt.