Wien - Siemens und die Gruppe um den österreichischen Investor Mirko Kovats (Victory Beteiligungsgesellschaft), die bereits 13-Prozent-Aktionär ist, sollen ein gemeinsames Angebot für die 15 Mio. Aktien der VA Tech planen, berichtet das "WirtschaftsBlatt" in seiner Mittwochausgabe. Die Offerte solle noch vor der für 21. September anberaumten außerordentlichen Hauptversammlung des Konzerns auf den Tisch gelegt werden.

Ins Auge gefasst sei ein Preis von 55 bis 60 Euro pro Aktie, was in Summe etwa 900 Mio. Euro entspricht. Das Papier war am Dienstag mit 53,50 Euro aus dem Handel gegangen.

Offert vorgelegt

Sowohl 15-Prozent-Eigentümer ÖIAG als auch die Übernahmekommission sei vorige Woche informiert worden, dass ein Offert vorgelegt werde. Nach einer gelungenen Übernahme könnte Siemens das Energie-Geschäft der VA Tech übernehmen, der Anlagenbau (VAI) könnte an die Kovats-Gruppe wandern und damit in österreichischer Hand bleiben und zu einem späteren Zeitpunkt an der Wiener Börse notieren, spekuliert die Zeitung.

In einem Gespräch, das die Zeitung mit Kovats-Partner Ronny Pecik führte, gibt dieser keinerlei inhaltliche Stellungnahme zur angeblichen Allianz zwischen Siemens und der Kovats-Gruppe und meint nur, eine Alleinübernahme der VA Tech sei beim derzeitigen Kurs von der Kovats-Gruppe nicht finanzierbar. "Ich glaube nicht, dass Siemens uns braucht. Wir werden Giganten wie Siemens aber auch nicht aufhalten", so Pecik.

VA Tech-Generaldirektor ablehnend

Unterdessen hat der neue VA Tech-Generaldirektor Klaus Sernetz am Dienstag in mehreren Interviews seine ablehnende Haltung zu einem etwaigen Angebot von Siemens unterstrichen. Eine solche Übernahme bedeute die sichere Zerschlagung des Konzerns, sagt Sernetz. Siemens "passe nicht" zur VA Tech. Sowohl Sernetz als auch VAI-Chef Gerhard Falch haben eine seit längerem geplante Roadshow im Ausland abgesagt.

Siemens würde sich im Fall einer Übernahme die Sparte Energieübertragung und -verteilung (T&D) einverleiben (bzw. selektiv vom Markt nehmen) und den Anlagenbau, aber etwa auch die Wassertechnik weiterverkaufen, glauben Beobachter.

Schüssel und Grasser gegen Zerschlagung

Sowohl Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) als auch Finanzminister Karl-Heinz Grasser hatten sich am Donnerstag vor dem Parlament gegen eine Übernahme der "Industrieperle" VA Tech ausgesprochen. Er sei dafür, "dass die ÖIAG an Bord bleibt und im Notfall bei einer Kapitalerhöhung mitzieht", meinte Schüssel. Grasser betonte, dass es zu keiner Zerschlagung der VA Tech kommen dürfe, "dafür müssen wir auch als 15-Prozent-Aktionär Sorge tragen."

SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer war allein beim Gedanken, die VA Tech mit 8000 Beschäftigten in Österreich (und 17.000 weltweit) könnte an Siemens Deutschland verkauft werden, eine "Gänsehaut" aufgelaufen.

Die ÖIAG ist zwar nach wie vor der größte VA-Tech-Aktionär, nach einem vor etwa einem Jahr erfolgten Blockverkauf von 9 Prozent der Aktien über die Wiener Börse heute aber weit von der Sperrminorität entfernt. (APA)