Wien - Der ÖVP-Wirtschaftsflügel will Überstunden künftig billiger machen. Statt am Monatsende sollten Überstunden künftig am Jahresende abgerechnet werden, forderte ÖVP-Wirtschaftssprecher Karlheinz Kopf bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Damit könnten temporäre Arbeitszeit-Spitzen ausgeglichen werden. Im Endeffekt führe das zwar zu weniger bezahlten Überstunden, räumte Kopf ein. Allerdings könne man so 3.000 bis 5.000 Arbeitsplätze schaffen.

Warnung von Wifo-Chef zurückgewiesen

Die Warnung von Wifo-Chef Helmut Kramer, dass sinkende Löhne durch Arbeitszeitflexibilisierung negative volkswirtschaftliche Folgen haben könnten, wies VP-Budgetsprecher Günter Stummvoll zurück. Volkswirtschaftlich gesehen stelle sich die Frage: "Was wiegt schwerer? Der Verlust der Überstundenentlohnung oder der Verlust des Jobs." Kramer schlägt vor, die Überstundenkürzungen zumindest teilweise durch höhere Löhne auszugleichen.

Konkret will Kopf die wöchentliche Normalarbeitszeit um acht auf 48 Stunden anheben, die geleistete Mehrarbeit über 40 Stunden jedoch auf das gesamte Jahr verteilen (durchrechnen), womit im Jahresschnitt wieder die 40 Stunden Woche erreicht werden soll. Fallen trotzdem noch Überstunden an, werden diese ausbezahlt. Dadurch sollen Schwankungen in der Auftragslage der Unternehmen ausgeglichen werden, wie Kopf meinte.

Änderung des Arbeitszeitengeseztes

Dazu wäre eine Änderung des Arbeitszeitgesetzes nötig, so Kopf. In bestehende Kollektivverträge wolle man aber nicht eingreifen. "Die Kollektivvertragsautonomie der Vertragspartner darf nicht angetastet werden", betont der Generalsekretär des ÖVP-Wirtschaftsbundes. Unter bestimmten Bedingungen sind für Kopf aber auch Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene denkbar. (APA)