Für einen "klaren Neuanfang" und einen "Rückweg
zur Vernunft ohne Gesichtsverlust" bei der umstrittenen
Rechtschreibreform wollen Sprachexperten am Montag in Berlin
plädieren. Dabei wird die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung
im Vorfeld der nächsten Treffen der Ministerpräsidenten und der
Kultuskonferenz noch einmal an ihren Kompromissvorschlag von 2003
erinnern.
Die einzelnen Vorschläge sind bereits in Buchform erschienen. Sie
sehen vor, einzelne Teile der neuen Regelungen zu übernehmen,
plädieren für eine Lockerung der Schreibregeln sowie dafür, die
"fehlerhaften, unsere Sprache entstellenden Eingriffe rückgängig zu
machen".
Kein Mitspracherecht
"Es gab nie ein Mitspracherecht der deutschen Schriftsteller und
Journalisten bei dieser grundsätzlichen Reform", sagte der Berliner
Publizist Friedrich Dieckmann, der am Montag zusammen mit anderen
Experten den Kompromiss erläutern will, am Freitag. "Die Folge der
jetzt von einer 'Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche
Rechtschreibung' verordneten Reform ist eine Zerstörung der Einheit
der deutschen Rechtschreibung und ein Rückfall auf Ende des 18.
Jahrhunderts." Der Kommissionsbeirat werde in keiner Weise seinem
Anspruch gerecht, die professionell Schreibenden in Deutschland zu
vertreten. Ähnlich hatten bereits zehn deutsche Akademien in einem
öffentlichen Appell an die Kultusminister der Länder argumentiert.
Sinnvolle Neuregelungen
Die Akademie für Sprache und Dichtung plädiert für die Übernahme
sinnvoller Neuregelungen, die "ohne nennenswerten Schaden hinnehmbar"
seien wie die Abschaffung des "ß" nach Kurzvokalen. Nicht hinnehmbar
hingegen sei die Auflösung eigenständiger Wortverbindungen durch ein
Gebot der Auseinanderschreibung - dies bedeute, sich "achtlos über
Sinn- wie über Betonungsunterschiede" hinwegzusetzen. Die
Verdreifachung von Konsonanten anstelle der bisherigen Beschränkung
auf zwei (Bettuch) sei nicht nur überflüssig, sondern führe auch zu
teilweise grotesken, die Lesbarkeit störenden Wortbildern wie
Schlammmasse oder Schwimmmeister, argumentieren die Akademie-Experten
um den Potsdamer Sprachwissenschafter Peter Eisenberg. (APA/dpa)