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Ungarns neuer Premier Ferenc Gyurcsány

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Budapest - Noch vor Wochen hätte sich kaum ein altgedienter Sozialist in Ungarn träumen lassen, dass ausgerechnet der politische Spät-Einsteiger Ferenc Gyurcsány (sprich: Djurtschahnj) so bald Ministerpräsident des Landes werden würde. Überraschend war bereits, dass der 43-jährige Unternehmer, einer der reichsten Männer Ungarns, 2002 seine Geschäfte ruhen ließ, um nur Sportminister zu werden.

Man hatte aber allenfalls darüber spekuliert, ob er es schaffen würde, die Sozialisten (MSZP) zu überzeugen, ihn bei den Parlamentswahlen 2006 als Kandidaten für das Spitzen-Regierungsamt aufzustellen.

Nun hat Gyurcsany es schon zwei Jahre früher geschafft, mit kräftiger Unterstützung der MSZP-Basis, gegen die Absichten des Parteipräsidiums. Mit dem sportlich-jugendlich aussehenden blonden Mann mit Brille wird ein roter Kapitalist Regierungschef. Am 4. Juni 1961 in der westungarischen Kleinstadt Papa geboren, ließ er sich von 1980 bis 1984 zum Lehrer ausbilden und studierte dann Volkswirtschaft.

Währenddessen stieg er zum Sekretär des kommunistischen Jugendverbands KISZ in Pecs auf. Zum Zeitpunkt der Wende 1989 war er KISZ-Vorsitzender der Universität Pecs und wurde nahtlos danach Vorsitzender eines neu gegründeten "Demokratischen Jugendverbandes".

Schon zwei Jahre nach Abschluss seines Studiums wurde er 1992 Direktor der Investmentgesellschaft Eurocorp, danach wechselte er zur Firma Altus aus der gleichen Branche, von 1992 bis 2002 als Generaldirektor und bis 2003 als Aufsichtsratsvorsitzender.

Den Sprung in die Politik schaffte er 2002 als Wahlkampfberater des nun zurückgetretenen Ministerpräsidenten Peter Medgyessy, entpuppte sich aber bald als eine Art Brutus. Immer wieder kritisierte er als Sportminister die Regierungspolitik, oder er stahl Medgyessy die Show, indem er dessen Pläne vorzeitig ausplauderte.

Auch seine Gegner, wie zum Beispiel Medgyessy, halten ihn für hochintelligent und für einen "talentierten Politiker". Sein Rivale um das Regierungsamt, Kanzleichef Peter Kiss, sagte mit Bezug auf ihn, man brauche keinen "sozialistischen Orban". Viktor Orban ist Vorsitzender der rechtskonservativen Oppositionspartei Fidesz, und als begabter Volkstribun gefürchteter Gegner im Wahlkampf 2006. (APA/dpa)