Bei den Arbeitskosten je Stunde in der Industrie liegt Österreich mit 21,32 Euro nach wie vor im internationalen Mittelfeld.

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Wien/Köln - Bei den Arbeitskosten je Stunde in der Industrie liegt Österreich mit 21,32 Euro nach wie vor im internationalen Mittelfeld. Mit 27,09 Euro den Spitzenplatz belegt Westdeutschland, das überhaupt die weltweit höchsten Personalzusatzkosten - Sozialabgaben sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeldzahlungen - aufweist.

Mit Direktlöhnen von 15,13 Euro und Nebenkosten von 11,96 Euro pro Stunde im Verarbeitenden Gewerbe rangierten die alten deutschen Bundesländer 2003 laut einem neuen Vergleich des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) bei den gesamten Arbeitskosten gleich hinter den Niederlanden und Dänemark, da dort die Direktkosten noch höher sind. Österreich liegt auf Rang 9, wobei sich diese Position in den vergangenen Jahren kaum verändert hat.

Zusatzkostenquote von 82 auf 86 Prozent erhöht

In Österreich entfielen im Vorjahr laut IW von den 21,32 Euro Gesamtarbeitskosten 11,47 Euro auf die Direktentgelte und 9,86 Euro auf Personalzusatzkosten, zu denen die Sozialbeiträge der Arbeitgeber sowie das Urlaubs- und Weihnachtsgeld zählen. Seit 1980 hat sich die Zusatzkostenquote in Österreich von 82 auf 86 Prozent erhöht. Noch höher - jeweils über 90 Prozent - liegt sie unter den genannten Ländern nur in Belgien, Frankreich und Italien. Am niedrigsten ist sie mit 33 Prozent in Dänemark, allerdings sind dort die Direktentgelte weltweit am höchsten. Übrigens sind in allen beobachteten Industrieländern die Lohnzusatzkosten seit 1980 rascher gestiegen als die Löhne, in Deutschland auf mittlerweile 79 Prozent.

In absoluten Größen besonders niedrig sind Arbeitskosten naturgemäß in den EU-Beitrittsländern. Selbst Tschechien als teuerster der dabei untersuchten Oststaaten kommt mit 4,30 Euro je Arbeitsstunde - inklusive Zusatzkosten - nur auf ein Sechstel des westdeutschen bzw. ein Fünftel des österreichischen Niveaus. Ungarn liegt geringfügig darunter, Polen und die Slowakei mit 3,26 bzw. 3,22 Euro je Stunde sind gemessen an den Arbeitskosten die attraktivsten der untersuchten Industriestandorte.

Höhere Kosten in Deutschland

In den alten deutschen Bundesländern waren diese Kosten vergangenes Jahr dem Kölner Institut zufolge um 36 Prozent höher als im Schnitt der Konkurrenzländer - die neuen EU-Staaten noch gar nicht mitgerechnet. Immerhin schrumpfte der Kostennachteil seit 1995 um knapp 20 Prozentpunkte; Gründe waren laut IW die günstige Wechselkursentwicklung und eine moderatere Lohnpolitik in Deutschland. Allein von 2002 auf 2003 verschlechterte sich die Kostenposition jedoch wegen des starken Euro um 8 Prozentpunkte. Günstiger als Westdeutschland kommt der Osten weg: In den neuen Ländern kostete eine Arbeitsstunde im vergangenen Jahr nur 16,86 Euro, wovon 6,68 Euro auf die Personalzusatzkosten entfielen. Damit lagen die "alten Länder" etwa auf dem Niveau von Italien und Kanada.

Erst im Jahr 2002 wurde Westdeutschland, das 1990 bis 2001 ununterbrochen die Spitzenposition als teurer Lohnstandort inne hatte, durch Norwegen überholt. 2003 hat sich dann infolge kräftiger Lohnerhöhungen auch Dänemark knapp an den alten Bundesländern vorbeigeschoben. Daraus lasse sich aber nicht auf eine insgesamt verbesserte Kostenposition Deutschlands schließen, betont das IW.

USA wird billiger

Denn in den USA seien die Arbeitskosten in Euro gerechnet im Vorjahr wechselkursbedingt sogar deutlich gesunken. Die Arbeitsstunde kostete 2003 in den Vereinigten Staaten daher weniger als 20 Euro. Damit konnten sich die USA im Kosten-Ranking auf die zwölfte Position nach unten bewegen - und damit verbessern. Ebenfalls weiter nach unten gelangte Japan, das im Jahr 2000 wegen des damals starken Yen noch an zweiter Stelle rangierte, zuletzt aber Platz 14 einnahm.

Mit einer hohen Produktivität könne ein Industriestandort zwar den Nachteil hoher Arbeitskosten wieder wettmachen, räumte das IW Köln ein. Würden jedoch neue Niederlassungen im billigeren Ausland gegründet, könnten die Unternehmen meist das Know-how und die Technik ihres Stammhauses mitbringen, so dass letztlich doch wieder die Arbeitskosten ausschlaggebend seien. Bei Standortentscheidungen würden immer weniger die unterschiedlichen Produktivitätsniveaus zum entscheidenden Kriterium, sondern zunehmend das Arbeitskostengefälle.(APA)