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Telekom Austria-Vorstandschef Heinz Sundt ist die Ablösediskussion "unverständlich".

Foto: Reuters/Foeger
Wien – Die Telekom Austria (TA) kommt nicht zur Ruhe. Nach dem geplatzten Verkauf eines 17-Prozent-Paketes an Swisscom, die in eine wechselseitige Verflechtung der TA mit dem Schweizer Telekomkonzern hätte münden sollen, sorgt nun eine mögliche Ablöse der gesamten Führungsmannschaft für Irritation.

"Die Ablösediskussion ist mir unverständlich. Keinem Vorstand kann mangelnder Erfolg vorgeworfen werden", sagte TA-Chef Heinz Sundt bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Dienstag. Dass jemand erfolgreich ein Unternehmen steuere, sei nach seinem Verständnis Voraussetzung für eine Vorstandsverlängerung. "Aber", schränkte Sundt ein: "wenn im Aufsichtsrat ein anderes Verständnis vorherrscht, müsste ich mir eine neuerliche Bewerbung überlegen."

Wie der STANDARD bereits in der Vorwoche berichtete, wird im Finanzministerium überlegt, die Vorstandsverträge von Sundt, Finanzvorstand Stefano Colombo, Festnetzchef Rudolf Fischer und Mobilkom-Boss Boris Nemsic nicht mehr zu verlängern. Obwohl die Verträge des Vorstandsquartetts bis April 2005 laufen, soll die Runderneuerung noch im Herbst erfolgen. Begründet wird dies mit einem dringend notwendigen "Neuanfang nach dem Swisscom-Debakel".

Schlussakkord bei den Festspielen

In der Schweiz bleibt man indes dabei, dass das Scheitern der Fusion von Swisscom und TA eine "politische Entscheidung" in Österreich gewesen sei. Aussagen von Finanzminister Karl-Heinz Grasser, wonach der Swisscom-Verwaltungrat und der Schweizer Bundesrat die österreichischen Bedingungen nicht akzeptiert hätten, werteten Swisscom-Kreise am Dienstag als "eigenwillige Interpretation der Ereignisse". Auch in heimischen Regierungskreisen bleibt man bei der – freilich inoffiziellen – Version, der Bundeskanzler persönlich habe den Deal gestoppt, originellerweise bei den Salzburger Festspielen und zwar in der Pause zwischen erstem und zweitem Akt von Bellinis Oper "I Capuleti e i Montecchi".

Gute Halbjahresbilanz

Für das erste Halbjahr kann die TA weitere Ergebnisverbesserungen vorweisen. Weil im Festnetzbereich im zweiten Quartal eine Trendumkehr beim Umsatz und ein Turnaround beim Betriebsergebnis gelangen, kletterte der Konzernumsatz bis Juni um 2,7 Prozent auf 1,99 Mrd. Euro (siehe Grafik). Das Betriebsergebnis (Ebit) verbesserte sich um 19 Prozent auf 243 Mio. Euro. Die Nettoverschuldung ging um zehn Prozent auf 2,4 Mrd. Euro zurück.

Plus bei Beteiligungen

Ertragsstützen waren einmal mehr die Mobilfunktöchter A1 in Österreich, Vipnet in Kroatien und Simobil in Slowenien. Expansionsmäßig muss die TA nun zurück an den Start. "Die ursprüngliche Strategie von uns war immer ohne strategischen Partner. Das werden wir jetzt umsetzen, daran hat sich nichts geändert", sagte Sundt. So werde man in Bulgarien "sehr zügig" über einen Einstieg bei Mobitel verhandeln; auch in Bosnien wolle man den Markteintritt schaffen. (stro, ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.8.2004)