"Tief besorgt" über den neuerlichen gewaltsamen
Angriff auf einen Journalisten in der Ukraine hat sich das
Internationale Presse Institut (IPI) in einem am Montag
veröffentlichten Brief an den ukrainischen Präsidenten Leonid
Kutschma gezeigt. Das IPI sei beunruhigt über die aktuelle Situation
der Journalisten in der Ukraine und appellierte an Kutschma zu
garantieren, dass es eine gründliche Untersuchung gebe und die
Verantwortlichen schnell vor Gericht gebracht würden.
IPI-Direktor Johann P. Fritz forderte Kutschma zudem auf, alle
"nötigen Schritte zu ergreifen, um die dauernden Angriffe auf
Journalisten und die alarmierende Ungestraftheit, die solche
Verbrechen begleitet, zu stoppen". Außerdem solle er mit den Medien
zusammenarbeiten, "um eine Umgebung zu schaffen, die es Journalisten
ermöglicht, ihren Beruf frei von Bedrohungen und Einschüchterungen
ausüben zu können", so Fritz.
Interviewbänder gestohlen
Gemäß den Informationen der IPI, wurde der Enthüllungsjournalist
Dmytro Schkuropat vergangenen Dienstag von einem unbekannten
Angreifer in dem frühen Morgenstunden in der südöstlichen
ukrainischen Stadt Zaporozhye verprügelt. Schkuropat, ein
Korrespondent der unabhängigen Wochenzeitung Iskra, ist laut IPI mit
einem Kollegen auf dem Weg zu den Iskra-Büros gewesen, als ein
unbekannter Mann Schkuropat bewusstlos schlug und seine Tasche mit
Interviewbändern stahl. Die Bänder waren für einen Artikel über
Amtskorruption und andere kriminelle Aktivitäten gedacht, an dem
Schkuropat arbeitete.
Polizei leitete Untersuchung ein
Der Angriff auf Schkuropat könne mit dessen Arbeit oder der
generellen Blattlinie des Nachrichtenblatts Iskra zusammenhängen,
sagte der Kollege, der unverletzt blieb. Die lokale Polizei hat eine
Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Die Mitarbeiter bei Iskra
erhalten laut Fritz oft einschüchternde Telefonanrufe von lokalen
Geschäftsmännern und politischen Funktionären nach der
Veröffentlichung von kritischen Artikeln. Die Attacke auf Schkuropat
komme zudem weniger als drei Monate nach einem Angriff auf Petro
Kobevko, Chefredakteur der Wochenzeitung Tschas, in der Stadt
Tscherniwtsi (Czernowitz), der von einem unidentifzierten Mann
verprügelt wurde. (APA)