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Im Streit in der AUA über eine Zusammenlegung der Kollektivverträge der Piloten und Flugbegleiter von Austrian und Lauda Air hat es am Dienstag früh bei der "finalen Verhandlungsrunde" einen Durchbruch gegeben. Der Konflikt zwischen Management und fliegendem Personal reichte bereits mehr als eineinhalb Jahre zurück.
Eine erste Eskalation gab es zu Jahresbeginn 2003, nachdem der Vorstand eine betriebsinterne Vereinbarung aufgekündigt hatte, die der AUA trotz ihrer vergleichsweise hohen Kosten einen garantierten Anteil von 43 Prozent an allen durchgeführten Flügen in der Austrian Airlines-Gruppe (AAG) sicherte.

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2. Jänner 2003: Der AUA-Betriebsrat Bord (BRB) - im Bild der Vorsitzende Rudolf Novak (li) und sein Stellvertreter Ulrich Sedlaczek (re) - droht mit Streik nach Aufkündigung des Unterwanderungsschutzes (Betriebsvereinbarung C-33). C-33 garantierte dem AUA-Bordpersonal einen Anteil von mindestens 43 Prozent an der gesamten Produktion der Gruppe mit AUA, Lauda Air und Tyrolean Airways.
17. Jänner: AUA-Bordpersonal stimmt mit 90 Prozent für Kampfmaßnahmen.

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21. Jänner: In einer dreistündigen Betriebsversammlung bildet das Bordpersonal ein Streikkomitee, Arbeitsgruppen sollen Maßnahmen "zum Schutz vor Stellenabbau und Unterwanderung" koordinieren.
20. Februar: Vor neuerlichen Gesprächen und angesichts des sich abzeichnenden Irak-Krieges setzt die Belegschaft alle Aktionen aus. Am selben Tag veröffentlicht die AUA Turnaround-Zahlen für 2002: Das Betriebsergebnis drehte 2002 auf +41,4 (2001: -88,9) Mio. Euro, der Verschuldungsgrad sank auf 290 (338) Prozent.
26. Februar: Der Betriebsrat klagt die AUA auf Unterlassung. Die Betriebsvereinbarung zum Unterwanderungsschutz werde verletzt, indem AUA-Maschinen mit "billigem Fremdpersonal", konkret Tyrolean-Kollegen, besetzt würden. Die AUA weist die "Unterwanderungsparanoia" zurück.

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28. Februar: AUA-Piloten kündigen an, nicht mehr "über Vertrag" zu arbeiten.
12. März: Neue Gespräche. Erstmals wird auf Ebene der Sozialpartner verhandelt, damit sitzen auch Vertreter der Wirtschaftskammer und der zuständigen Gewerkschaft Handel Transport Verkehr (HTV) mit am Tisch.
2. April: Die AUA-Gruppe meldet beim AMS 150 Leute zur Kündigung an, der Irak-Krieg erfordere einen schärferen Sparkurs.
5. Juni: Die AUA kündigt zunächst 17 Piloten, bis zum Jahresende könnten weitere 34 folgen. Mit Sparprogrammen will die AUA heuer rund 60 Mio. Euro einsparen.

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10. Juni: "Grippe-Epidemie": Zu Beginn der Pfingstfeiertage gibt es gehäufte Krankenstände bei AUA-Piloten. Für die AUA-Führung sind es "konzertierte Störaktionen".
22. Juli: Die AUA nimmt 26 Co-Piloten-Kündigungen zurück, falls die Piloten bis Anfang September einer Teilzeitregelung - Verzicht auf 4 Prozent Arbeit und Lohn - und verkürzten Aufenthalten bei Langstrecken zustimmen.
31. Juli: Gespräche über Sparmaßnahmen auf Sozialpartnerebene blieben ohne Ergebnis.
7. August: Die AUA legt wie erwartet negative Halbjahresergebnisse vor: Das Ebit fiel wegen Irak, Sars und Konjunkturflaute auf -23 (2002: +4,3) Mio. Euro, im Gesamtjahr könne nur im besten Fall des Vorjahresergebnis erreicht werden.
8. August: Vor einer dreitägigen Klausur mit dem Vorstand pochen AUA-Piloten erneut auf einen Konzern-KV. Sie seien bereit, einen Beitrag zum Sparen zu leisten. Das Vorstandsziel, die Kosten im AUA-Flugbetrieb bis 2008 um 35 Prozent - um rund 30 Mio. Euro - zu senken, lehnen die Pilotenvertreter ab.
12. August: Die Verhandlungen scheitern, Piloten und Gewerkschaft sehen sich "im Arbeitskampf". An einer Betriebsversammlung (BV) am Wiener Flughafen nehmen 600 Piloten und Flugbegleiter teil.

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14. August: In einer BV beschließen die AUA-Piloten "spontan" einen zweistündigen Warnstreik ab 18 Uhr, Landungen und Urlaubsflüge finden ungehindert statt.
19. August: Neue Gespräche zwischen AUA-Chef Vagn Sörensen und AUA-Bordbetriebsrat Wolfgang Hable enden ergebnislos, Hable kündigt spontane mehrstündige Streikmaßnahmen auf Linienflügen ohne Zeitangabe an.

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22. August: Wieder scheitern Gespräche zwischen AUA-Vorstand und HTV. Eine BV mündet in einen dreistündigen Warnstreik (Bild). Es gibt keinen Ausfall, aber mehrere Verspätungen.
27. August: Die Spitzen der Sozialpartner, Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch bringen die festgefahrenen Verhandlungen zwischen Vorstand und Bordbetriebsrat wieder in Gang.
16. September: Die Gruppe verpasst sich einen neuen Markenauftritt: Aus Austrian Airlines wird "Austrian", Tyrolean heißt künftig "Austrian arrows", Lauda Air bleibt unverändert. Die Maßnahmen kosten insgesamt 2,3 Mio. Euro.
6. Oktober: Gespräche über Sparmaßnahmen bei AUA-Piloten scheitern neuerlich. Die AUA kündigt die Verlagerung von Produktionen zu Lauda und Tyrolean sowie einen Aufnahmestopp für AUA-Piloten an.
7. Oktober: Eine Betriebsversammlung am Flughafen verursacht keine nennenswerten Störungen im Flugbetrieb. Ein Streikkomitee wird eingesetzt.

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11. Oktober: Mehr als 15-stündiger Streik des AUA-Bordpersonals, der die AUA 1,755 Mio. Euro kostet. Zusammen mit Kosten durch die beiden vorangegangenen Warnstreiks am 14. und 22. August von 545.000 Euro beläuft sich das Ausmaß der finanziellen Folgen bisher auf 2,3 Mio. Euro.

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15. Oktober: Der Konflikt eskaliert wieder und mündet erneut in einen mehr als 15-stündigen Streik. Am Abend einigt man sich auf neuerliche Verhandlungen, die bis zum 16. November eine Einigung bringen sollen. Für die Dauer der Gespräche wird ein "Waffenstillstand" vereinbart, wonach es von Seiten der Bordbelegschaft zu keinen Streiks und von Seiten der Unternehmensleitung (im Bild AUA-Vorstandsvorsitzender Vagn Soerensen (li.) und Vorstand Josef Burger während einer Sitzung im AUA-Krisenzentrum) zu keinen Kündigungen und Entlassungen in Zusammenhang mit dem Arbeitskampf kommt. Der AUA sind laut Unternehmensangaben durch die bisherigen Streiks Kosten von insgesamt 4,5 Mio. Euro entstanden.
6. November: Die AUA rutscht nach den ersten drei Quartalen 2003 wieder in die Verlustzone. Das EBIT der AUA-Gruppe, die die Austrian (AUA), Lauda Air und Austrian Arrows (vormals Tyrolean Airways) umfasst, sackte von plus 61,8 Mio. Euro auf minus 7,5 Mio. Euro ab. Analysten hatten hingegen einen positiven Wert von 1,4 Mio. Euro erwartet.

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17. November: Nach mehr als 31-stündigen Verhandlungen, unter Vermittlung von ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch und Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl (Bild Mitte) und nach einem wenig Minuten dauernden Streik der Piloten einigen sich AUA-Management und Bordbelegschaftsvertreter auf Grundzüge eines Sparpakets im Austrian-Flugbetrieb. Als Frist für das Ende der Detailverhandlungen wurde der 15. April 2004 gesetzt.
31. März 2004: Die Details für einen gemeinsamen KV für AUA und Lauda Air stehen, bis Sommer sollen die Bestimmungen in einer "redaktionellen Phase" in eine sprachliche Form gebracht werden.
30. Juli: Der Betriebsrat verkündet den erfolgreichen Abschluss der Detailverhandlungen zum neuen KV, was von der AUA-Führung aber dementiert wird. Beide Seiten werfen einander eine Verletzung der vereinbarten Rahmenbedingungen vor.

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2. August: AUA- und Lauda Air-Piloten drohen wieder mit Kampfmaßnahmen, sollte die vereinbarte Zusammenführung der Flugbetriebe von AUA und ihrer Tochter Lauda Air nicht wie vereinbart über die Bühne gehen.
12. August: Die wieder aufgenommenen KV-Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat unter Einbindung der Sozialpartner werden um Mitternacht einvernehmlich unterbrochen.
13. August: Der AUA-Bord-Betriebsrat erklärt die wieder aufgenommenen KV-Verhandlungen für gescheitert und hält im Zuge einer Betriebsversammlung (Bild) einen zweistündigen Warnstreik ab. 19 Flüge müssen gestrichen werden, die AUA setzt sechs zugemietete Ersatzflugzeuge ein. Von den Verspätungen und Flugstreichungen sind rund 6.000 Passagiere betroffen. Die durch den Streik entstandenen Kosten beziffert die AUA mit mindestens 650.000 Euro.

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23. August: Seit 9 Uhr sitzen die Verhandlungsteams von AUA-Vorstand und Betriebsräten zu einer "finalen Verhandlungsrunde" zusammen. Beide Seiten zeigten sich im Vorfeld der Gespräche zuversichtlich, dass man ein gutes Ergebnis erreichen werde.
24. August: Nach mehr als eineinhalb Jahre Streit gibt es nun einen Durchbruch. AUA-Vorstand und Belegschaftsvertreter setzten am Dienstag gegen 6.00 Uhr früh ihre Unterschrift unter das entsprechende Dokument. Der neue KV sieht erstmals ein einheitliches Gehaltsschema für neu eintretende Piloten und Flugbegleiter von AUA und Lauda Air vor. Die Zusammenlegung der Flugbetriebe von AUA und der Tochtergesellschaft Lauda Air erfolgt mit 1. Oktober 2004. (APA)

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