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Österreichs Beitrag zur Motorad-WM: KTM und Ranseder

Foto:APA/Foeldi
"Ich bin froh, dass ich mit der Nervosität halbwegs zurechtgekommen bin." Dem Herrn Papa war die Verkrampfung durchaus anzusehen im Automotodrom zu Brünn. Reinhard Ranseders Bub, der 18-jährige Michael, hatte soeben völlig unverkrampft sein Debüt in der Motorrad-WM einer erfolgreichen Erledigung zugeführt. Ranseder, Teil des KTM Junior Teams, das in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) engagiert ist, hatte für Brünn eine Wild Card bekommen, er verwandelte sie mit seiner 125er in Platz 16, verpasste einen WM-Punkt und also Platz 15 um ein paar Hundertstel. 39 Biker machten mit.

Als einziger KTM-Pilot im Ziel

Die oberösterreichischen Motorradbauer frohlockten umso mehr, da es den aussichtsreichsten Fahrer des Red Bull KTM Teams, den Australier Casey Stoner, bald birnte, und dessen finnischer Kollege Mika Kallio das nicht wunschgemäß laufende Eisen auch nicht ins Ziel brachte. Es siegte Jorge Lorenzo, in der WM führt Andrea Dovizioso, Stoner, der zuletzt wegen eines Schlüsselbeinbruches fehlte, ist Fünfter.

Ranseder, der in der IDM führt, hat diese zunächst einmal heimzubringen, aber schon gestern wurde ihm eine Wild Card für den letzten Saison-WM-Lauf Ende Oktober in Valencia versprochen, was ihm genauso taugte wie dem Vater, der neben nervös auch stolz war. Mit vier begann Ranseder junior mit dem Motocrossen, mit sechs fuhr er sein erstes Rennen und gewann es. "Er hat es im Fernsehen gesehen und wollte es tun, von mir hat er es nicht, aber geholfen habe ich ihm schon", erzählt Ranseder senior, des Juniors Erinnerungen reichen altersbedingt kaum zurück in die motorradlose Zeit. Für den Senior ist's insofern nicht leicht, seit der Junior eine Art Profi ist (eine KFZ-Mechaniker-Lehre wird er aber schon abschließen), als sie zuvor als Zweierteam im Campingbus unterwegs waren, welches manchmal von der Mama begleitet wurde.

Dritte Straßensaison

Heuer schraubt nicht mehr der Vater, dafür sind acht Teammechaniker zuständig, auch in der IDM. "Das ist gut so", sagt der Senior, "in unserem ersten Jahr im deutschen Junior-Cup gab's zwei Ausfälle, und zweimal war der Betreuer schuld." Der Junior gewann den Cup. Heuer bestreitet der ehemalige Crosser seine dritte Straßensaison. Dass Bäume höchst selten in den Himmel zu wachsen pflegen, weiß keiner besser als die Ranseders, schließlich betreiben sie eine Baumschule in Antiesenhofen im Innviertel, sorgen für Nachschub für Alleen und jede Menge Christbäume.

Brünn begann für den Junior am Freitag mit zwei Trainingsstürzen, die er so kommentierte: "Einmal rutschte auf der Suche nach der Grenze das Vorderradl weg, einmal hat es geregnet." Das anstrengendste Rennen seiner Karriere (18 statt normal zwölf Runden) konnte ihn nicht ermatten, er übt regelmäßig im Red-Bull-Trainingszentrum Thalgau, wo sie auch Motorsportler laktatmäßig anzapfen, und wo auch Bernd Pansold engagiert ist, der ehemalige DDR-Leistungsdiagnostiker, der früher auch viel mit Hermann Maier arbeitete. In der nächsten Saison, in der KTM laut Dreijahresplan den 125-ccm-WM-Titel einfahren und bei den 250ern mitmischen will, wird Ranseder hauptberuflich in Deutschland und Spanien arbeiten, und ein paar Wild Cards werden auch abfallen.

Gibernau schlägt Rossi

In der MotoGP-Klasse, auf die à la longue jeder, also auch Ranseder spitzt, siegte Sete Gibernau (ESP/Honda) vor dem großen Meister Valentino Rossi (ITA/Yamaha, "mir fehlte heute der Grip"), der seinerseits in der WM mit 184 Punkten vor Gibernau (167) führt. (DER STANDARD Printausgabe 23.08.2004)

Ergebnisse aus Brünn:

MotoGP, 22 Runden zu je 5,403 km (118,866 km): 1. Sete Gibernau (ESP) Honda 44:03,480 Min. (Schnitt: 161,876 km/h) - 2. Valentino Rossi (ITA) Yamaha 44:06,994 - 3. Max Biaggi (ITA) Honda 44:07,810 - 4. Makoto Tamada (JPN) Honda 44:19,737 - 5. Loris Capirossi (ITA) Ducati 44:21,410 - 6. Carlos Checa (ESP) Yamaha 44:24,661

WM-Punktestand nach 10 von 16 Rennen: 1. Rossi 184 Punkte - 2. Gibernau 167 - 3. Biaggi 158 - 4. Colin Edwards (USA) Honda 104 - 5. Alexandre Barros (Brasilien) Honda 86 - 6. Nicky Hayden (USA) Honda 83

250 ccm, 20 Runden zu je 5,403 km (108,06 km): 1. Sebastian Porto (ARG) Aprilia 42:03,061 Min. (Schnitt: 154,184 km/h) - 2. Randy de Puniet (FRA) Aprilia + 4,309 Sek. - 3. Daniel Pedrosa (ESP) Honda 10,919 - 4. Anthony West (AUS) Aprilia 13,792 - 5. Toni Elias (ESP) Honda 14,132 - 6. Roberto Rolfo (ITA) Honda 21,170

WM-Punktestand nach 10 von 16 Rennen: 1. Pedrosa 196 - 2. de Puniet 166 - 3. Porto 153 - 4. Elias 97 - 5. Alfonso Nieto (ESP) 94 - 6. Alex de Angelis (SMR) 93

125 ccm, 19 Runden zu je 5,403 km (102,657 km): 1. Jorge Lorenzo (ESP) Derbi 41:19,475 Min. (Schnitt: 149,049 km/h) - 2. Andrea Dovizioso (ITA) Honda + 0,036 Sekunden - 3. Roberto Locatelli (ITA) Aprilia 0,146 - 4. Pablo Nieto (ESP) Aprilia 0,186 - 5. Gino Borsoi (ITA) Aprilia 1,105 - 6. Steve Jenkner (GER) Aprilia 1,197 - weiter: 15. Fabrizio Lai (ITA) Gilera 28,271 - 16. Michael Ranseder (AUT) KTM 28,329 - Ranseder verpasste damit bei seinem WM-Debüt um 56 Tausendstel einen WM-Punkt ausgeschieden u.a. Casey Stoner (AUS) KTM nach Sturz in der 2. Runde, Mika Kallio (FIN) KTM wegen Motorproblemen

WM-Stand nach zehn von 16 Rennen: 1. Dovizioso 183 Punkte - 2. Locatelli 147 - 3. Hector Barbera (ESP) Aprilia 138 - 4. Lorenzo 109 - 5. Stoner 104 - 6. Nieto 101 - weiter: 11. Kallio 53