"The Big Picture": Mit einem eigenen Dokumentarfilm wollen nun Bush-Anhänger ihren filmischen Kritikern kontra geben.

montage: derStandard.at
Washington - Die Kinos sind in den USA inzwischen zur neuen Plattform für den Wahlkampf geworden. Nach den regierungskritischen Filmen "Fahrenheit 9/11" des populären Regisseurs Michael Moore und "Team America" der South-Park-Macher warten nun die Bush-Anhänger mit einem Dokumentarfilm auf.

Der Film "The Big Picture" soll ein Pro-Bush-Epos werden, gesponsert von der rechten Gruppierung "David Bossie's Citizens United". Doch wie das US-Online-Magazin salon.com berichtet, könnten die Macher des Films auf rechtliche Probleme stoßen. Der Regisseur Lionel Chetwynd ist nämlich gleichzeitig damit beschäftigt, die Werbefilme für den Parteitag der Republikaner zu drehen.

Absprachen verboten

Genau diese Doppelbeschäftigung stößt auf Skepsis von Experten der Wahlkampffinanzierung. Denn Citizens United ist eine Stiftung, die von Steuern befreit ist. Es ist ihr verboten, politische Filmprojekte mit den Machern der Bush-Cheney-Kampagne abzusprechen. Sollte dies aber passieren, wäre dies eine Gesetzesverletzung.

Allein die Mitarbeit von Chetwynd an beiden Projekten reiche für eine offizielle Prüfung, erklärt Trevor Potter, ein ehemaliges Mitglied der US-Wahlkommission: "Angesichts der Fakten gibt es genug Gründe, um bei der Wahlkommission eine Beschwerde einreichen zu können." Dabei müsse untersucht werden, ob es zwischen zwischen dem Republikanischen Nationalkomitee und dem Filmemacher Absprachen über "The Big Picture" gegeben habe.

Verteidigung von Bush, Attacken gegen Kerry

Dem Online-Magazin liegt eine Kurzfassung von "The Big Picture" vor, die zumindest die indirekte Wahlwerbung für Bush deutlich werden lässt. Demnach ist der Film einerseits eine starke Verteidigung von US-Präsident George W. Bush, andererseits eine aggressive Attacke gegen seinen demokratischen Gegenkandidaten John Kerry. Die Vorwürfe gegen Kerry reichen von Zweifeln an der militärischen Vergangenheit des mit Tapferkeitsmedaillen ausgezeichneten Vietnam-Veteranen bis hin zur Unterstellung, der demokratische Kandidat sei der bevorzugte Kandidat von Osama bin Laden, Kim Jong Il und der Sandinistischen Partei Nicaraguas.

Hingegen würden praktisch alle Länder hinter US-Präsident Bush sowie dem Irak-Krieg stehen. Der Streifen versuche auch Vorwürfe zu entkräften, Bush habe über Saddam Husseins Waffenprogramm und seine Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida gelogen.

Unterstützer Bushs in der Filmindustrie

Salon.com geht schließlich auch auf die Nähe von Regisseur Chetwynd zur amtierenden US-Regierung von George W. Bush ein. Er sei dafür bekannt, dass er einer der stärksten Unterstützer der Bush-Regierung in der Filmindustrie sei. Zudem sei er ein Freund des Bush-Strategen Karl Rove. Vergangenes Jahr drehte der Filmemacher ein Dokudrama mit dem Titel "DC 9/11: Zeit der Krise", den die "Washington Post" als "primitve Propaganda" und als "Werbefilm für Bushs Wiederwahl-Kampagne" kritisierte. Inhalt des Films war die Reaktion des Weißen Hauses auf die Terroranschläge vom 11. September. Für den Wahlparteitag der Republikaner am 30. August dreht Chetwyn zur Zeit zwei Beiträge. Der eine ist eine Ehrung für den verstorbenen Ex-Präsidenten Ronald Reagan, für den Chetwynd früher als Redenschreiber arbeitete. Der zweite ist ein "Toast für George W. Bush".

Zwei weitere Moore-Bücher vor den Wahlen

Neuigkeiten gibt es aber auch bei den Bush-Gegnern. Regisseur Michael Moore bringt noch vor der amerikanischen Präsidentschaftswahl am 2. November zwei weitere regierungskritische Bücher auf den Markt. In dem Buch "Will They Ever Trust Us Again" stellt der Oscar-Preisträger Briefe vor, die ihm US-Soldaten aus dem Irak geschickt haben. Außerdem erscheint zu Moores Bush-kritischem Dokumentarfilm "Fahrenheit 9/11" ein Begleitbuch, "The Official Fahrenheit 9/11 Reader". "Ich bin stolz darauf die Truppen zu Wort kommen zu lassen", erklärte Moore zu dem Buch. (sof/red)