Unter Schlechten einer der Besten zu sein, ist zwar löblich, aber noch lange kein wirklicher Erfolg. In diesem Sinne wirkt die enthusiastische Reaktion von Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer auf die laut WHO- Vergleich relativ große Freude der heimischen Schuljugend am Schulgang etwas übersteuert. Bei aller Bemühung engagierter Lehrer, die ihren Unterricht projektbezogen, alltagstauglich und spannend zu gestalten trachten: "Hervorragend" ist es nicht, wenn fast die Hälfte aller größeren Kinder und drei Viertel aller Pubertierenden in Österreich die Schule "nur ein wenig", "nicht sehr" oder "überhaupt nicht" mögen. Und es sollte auch kein Trost sein, dass sich in Finnland der Anteil freudiger Schulbesucher im einstelligen Prozentbereich bewegt.

Vielmehr scheint es bei diesen Studienergebnissen angesagt, von einem europaweiten Akzeptanzproblem der Schulen zu sprechen - bei den Kindern und Jugendlichen, nicht bei den Erwachsenen. Die Erwachsenen sollte dies zum Nachdenken bringen: Unzufriedene Schüler nämlich sind - so eine zentrale, durch sozialwissenschaftliche Arbeiten abgestützte These der vorliegenden Studie - einem höheren Risiko ausgesetzt, ungesund zu essen, sich wenig zu bewegen, in frühen Jahren zu rauchen und zu viel Alkohol zu konsumieren. Also Grundlagen für genau jene Zivilisationserkrankungen zu schaffen, die ihre Lebensqualität später einmal einschränken können.

Darüber hinaus sollte Österreichs Schulpolitikern aber noch ein weiteres Detailergebnis zu denken geben. Wenn 15-jährige Mädchen den gleichaltrigen Burschen gegenüber ihren Vorsprung bei der Schulliebe aus früheren Jahren verloren haben, so lässt dies auf Frustrationserlebnisse der älteren weiblichen Schuljugend schließen. Die Frage ist, wie und wo das geschieht. (DER STANDARD, Printausgabe, 20.8.2004)