Seit das Personal bei Haubenkoch Heinz Hanner in einer Art dunklen Kampfanzügen steckt, fühlt man sich ein bisschen wie in "James Bond jagt Dr. No". Dem ORF-Management gefällt das offenbar: Montag trifft sich die Führungsspitze der Anstalt wieder einmal zur Klausur.

Nicht irgendeine Klausur: In einer weiteren Mitte September direkt auf dem Küniglberg wollen die 35 Aufsichtsräte des ORF vom Management des mit Abstand größten österreichischen Medienunternehmens wissen, welche Strategie es eigentlich hat.

Über die vergangenen Wochen mussten die sechs Direktoren des Hauses - für TV-Information und TV-Programm, für Radio, für Finanzen, für Technik und für Onlinemedien - entsprechende Papiere ausarbeiten. Die erste Hälfte der Funktionsperiode von Generaldirektorin Monika Lindner endete mit 30. Juni.

Visionen vermisst

Zwei Anlässe führten zur Septemberklausur: Stiftungsräte wie der bürgerliche Vertreter Salzburgs, Matthias Limbeck, vermissten Visionen für die Anstalt. Und, handfester: Die Unternehmensberater von McKinsey sehen ein Sparpotenzial von 27 Millionen Euro und 270 Jobs auf dem Küniglberg.

Der Personalchef schloss auf Anfrage Kündigungen im Prinzip aus. Doch Generalin Lindner erinnerte ihre mehr als 3600 Angestellten in einem Brief an diese Möglichkeit, den sie ihnen in ihren "wohlverdienten Urlaub" mitgab.

Keine kurzfristigen personellen Einsparungen bringt die geplante Auslagerung der Sendertechnik des ORF nach derzeitigem Stand. Die - weniger als hundert - Dienstnehmer blieben auch danach Angestellte des ORF.

BBC lagert Technik an Siemens aus

Im Gegensatz zur britischen BBC: Die lagert gleich ihren gesamten Unternehmensteil "Technology" an Siemens aus. Der neue Betreiber will den laut Medienberichten rund 1400 betroffenen Arbeitnehmern Jobgarantien nur über ein Jahr geben, die Gewerkschaften fordern drei.

Der ORF hat zu Jahresbeginn mehr als tausend freie Mitarbeiter angestellt. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 18.8.2004)