Moskau - Der angeschlagene russische Yukos-Konzern darf nach eigenen Angaben bis Ende September Erdöl fördern und verkaufen und will sich so lange wie möglich gegen einen drohenden Bankrott stemmen.

Keine Staatsgeheimnisse mehr

"Unsere internen Quellen sagen uns - und wie sie wissen gibt es seit einigen Jahren keine Staatsgeheimnisse mehr -, dass es eine Anordnung gibt, Yukos kurzfristig alle seine Verträge nach innen und außen erfüllen zu lassen", sagte der Direktoriumsvorsitzende Viktor Geraschtschenko am Montag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich gehe nicht davon aus, dass das Unternehmen bis Ende September Schwierigkeiten haben wird, zu fördern, seinen Raffineriebetrieb aufrecht zu erhalten und zu verkaufen. Was geschehen wird, wenn alle aus dem Urlaub zurückkommen, weiß ich nicht", ergänzte er.

Yukos muss Steuerschulden von 3,4 Mrd. Dollar (2,8 Mrd. Euro) zurückzahlen, kann dieser Verpflichtung aber wegen der im Rahmen des Steuerverfahrens eingefrorenen Konten nicht nachkommen. Insgesamt belaufen sich die Steuerschulden für zwei Jahre auf sieben Mrd. Dollar. Nach früheren Angaben des Konzerns droht dem Unternehmen der Bankrott.

Yuganskneftegaz soll verkauft werden

Die Gerichtsvollzieher wollen das Kerngeschäft von Yukos, Yuganskneftegaz, verkaufen, was der Zerschlagung des Konzerns gleichkäme, da Yugansk rund 60 Prozent des gesamten Yukos-Öls bereitstellt. "Das Unternehmen wird einen Bankrott so lange wie möglich verhindern", bekräftigte Geraschtschenko.

Yukos fördert mit Yugansk rund ein Fünftel des gesamten Öls Russlands, das weltweit der zweitgrößte Öllieferant ist. Mit dem Verkauf Yugansks wurde vergangene Woche die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein beauftragt. Der Konzern erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen Nettoverlust von 77,59 Mrd. Rubel (2,15 Mrd. Euro), wie das Unternehmen am Montag bekannt gab. Yukos habe in diesem Zeitraum zusätzliche Steuern von 51,376 Mrd. Rubel gezahlt. In der ersten Hälfte 2003 hatte Yukos noch einen Gewinn von 33,59 Mrd. Rubel erzielt. (APA/Reuters)