Wien - Die steigenden Zinsen, ausgelöst von bis jetzt zwei Schritten der US-Notenbank FED (in Euroland wird eine Erhöhung bis zum Jahresende erwartet), drücken Anlegern aufs Gemüt - zum einen fallen die Renditen bereits begebener Anleihen, zum anderen könnten die Aktienmärkte durch teurere Kredite an Firmen unter Druck kommen. Doch auch in diesem Umfeld gibt es noch Geld zu verdienen.

Mercedes Schoppik von Schroder Investment meint, dass sich die so genannten High Yields (also Anleihen von Unternehmen oder Staaten mit schlechterer Bonität und höherer laufender Verzinsung) in diesem Umfeld positiv entwickeln sollten: "Die Märkte passen sich an das höhere Zinsumfeld an, und es wird viele Gelegenheiten geben, in Firmen mit Renditen um die acht bis elf Prozent zu investieren, die trotz der fallenden US Treasury Märkte Potenzial für Wertsteigerungen haben."

Viele Firmen, die derzeit von Moody's oder S&P als spekulativ eingestuft werden, versuchen in dem starken wirtschaftlichen Umfeld ihren Verschuldungsgrad mit den noch niedrigen Zinsen zu reduzieren und begeben Anleihen.

Inflationsschutz

Der steigenden Inflation können Anleger durch die Investition in inflationsgesicherte Anleihen entgehen: "Im Gegensatz zu traditionellen Anleihen, die dem Anleger eine Nominalrendite bescheren, liefern diese Rentenpapiere eine Realrendite, denn der Wert des zurückzuzahlenden Kapitalbetrages wird an die Inflationsentwicklung angepasst," erläutert Schoppik.

Auch Anleihenfachmann Johann Massenbauer, der über Fremdwährungskredite zu den "Bonds" als Tilgungsträger kam, rät zum Umstieg auf High-Yield-Bonds: "Wobei hier nicht Corporate Bonds gemeint sind, sondern alternativ AAA-geratete Emittenten in fremden Währungen wie zum Beispiel Weltbank, EBRD, Europarat oder die Rabobank."

An Währungen empfiehlt Massenbauer vor allem den ungarischen Forint, bei entsprechenden Kursen auch US-Dollar und südafrikanischer Rand: "Aktuell interessant ist die Forint-Anleihe von NR-Westfalen, Wertpapierkennnummer 169.174, - sie hat einen Coupon mit 9,5 Prozent, und einen aktuellen Kurs von 99,25 und läuft bis 2007." Laufzeiten sind "je länger, desto besser, da durch die Globalisierung zu erwarten ist, dass Kapital von den stärkeren zu den schwächeren Staaten fließt, deren Bonität sich daher verbessert, wodurch es direkt proportional mit dem Verstreichen der Zeit zu Neuemissionen mit geringeren Kupons (laufenden Zinszahlungen) kommen wird, was wiederum Kursanstiege bei lang laufenden Bonds mit höheren Kupons bringen sollte", so Massenbauer.

Alternativ dazu können auch reine Staatsanleihen von Schwellenländern, durchaus auch mit B-Qualität, gewählt werden, weil es bisher noch keinen Totalausfall bei Staatsanleihen gegeben hat.

Michael Mewes, Head of Fixed Income bei JPMorgan Fleming in Frankfurt, hält Zinserhöhungen auf rund zwei bzw. drei Prozent für die Jahresenden 2004/05 in den USA für ausreichend: "Dementsprechend sollten auch die Renditeanstiege am langen Ende moderat ausfallen." Noch entspannter sieht er der Zinsentwicklung in Europa entgegen: "Von der Europäischen Zentralbank erwarten wir mit einem Zeithorizont von wenigstens zwölf Monaten eine Politik der ruhigen Hand in Anbetracht weiter nur mäßiger Wachstumszahlen und die Zinsen bestenfalls bei maximal 2,25 Prozent. Folglich sollten die relativ steilen Zinsstrukturkurven von Bestand bleiben und ähnlich wie in den USA einen Ertrag über dem Geldmarktniveau ermöglichen."

Maßvolle Erhöhungen

Druck auf die Zinsen durch eine gestiegene Inflation sieht der JPMorgan-Fleming-Mann wie die meisten seiner internationalen Kollegen noch nicht: "Fast alle Zentralbanken orientieren sich in den letzten Jahren vermehrt an Kerninflationsraten und weniger an den energiepreisge- triebenen "headline"-Zahlen. Bei Anleihen setzt das Fondshaus Threadneedle ebenfalls vor allem auf High Yields: "Wir erwarten, dass die sich am besten entwickelnden Anleihen wahrscheinlich Hochzins- und Schwellenländeranleihen sein werden." Und: "Der Zinsanhebungszyklus ist für Anleger nicht notwendigerweise eine schlechte Nachricht - das Umfeld erfordert aber einen flexiblen Anlagestil." (Reinhard Kremer, Der Standard, Printausgabe, 16.08.2004)