Wien - Am 1. August 2004 jähren sich das erste Mal die neuen Ladenöffnungszeiten in Österreich. Die Bilanz fällt zurückhaltend aus, zumal nur Niederösterreich die Möglichkeiten längerer Öffnungszeiten tatsächlich umgesetzt hat.

Aus dem Wirtschaftsministerium wird betont, dass der Handel durch die Neuregelung jedenfalls für die Ostöffnung besser gerüstet ist. Für aussagekräftige Feststellungen bezüglich der Akzeptanz durch die Konsumenten sei die Geltungsdauer jedoch noch zu kurz, hieß es.

Der Obmann der Bundessektion Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Erich Lemler, bedauerte in seinem Resümee nach einem Jahr neuer Öffnungszeiten, dass nur Niederösterreich Gebrauch von den erweiterten Öffnungsmöglichkeiten mache.

Tourismusverordnung hilft aus

"Ich hätte erwartet, dass die anderen Bundesländer diesem Beispiel folgen würden", sagte Lemler. Man dürfe aber nicht vergessen, dass sich viele Länder - vor allem im Westen - über die Tourismusverordnung helfen. "Ein interessanter Fall" sei jedoch Wien, wo es keine Ausnahmen für den Tourismus gebe und die Öffnungszeiten dennoch nicht ausgenützt würden.

Grundsätzlich beurteilte Lemler die Möglichkeit, die Gesamtöffnungszeiten zu erweitern, positiv, weil damit auf die Wünsche der Kunden eingegangen werden könne. Auch die Übertragung der Kompetenzen an die Länder sei die richtige Entscheidung gewesen, so der Handelsexperte zur APA.

Wie eine Studie vom Jänner 2004 vom Markant Market Research zur bisherigen Nutzung der verlängerten Ladenöffnungszeiten zeigt, werden die verlängerten Öffnungszeiten kontinuierlich immer mehr genutzt.

Während im November 2003 noch 16 Prozent der Konsumenten die zusätzlichen Einkaufsmöglichkeiten nutzte, waren es laut Studie im Jänner 18 Prozent. In Wien liege die Nutzung mit 33 Prozent am höchsten. Profitieren von der Liberalisierung würden vor allem der Lebensmittelhandel und Bekleidungsgeschäfte.

Auswirkungen marginal

Dennoch seien die Auswirkungen der seit einem Jahr geltenden neuen Ladenöffnungszeiten auf das Kundenkaufverhalten noch "marginal", zog der Handelsforscher Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria Bilanz. Dies liege u.a. daran, das es "mehrere Jahre" brauche, bis die Bevölkerung neue "gelernte" Öffnungszeiten auch nutze.

Die Verlagerung des Geschäfts von Freitag auf den Samstag durch die Ausweitung der Öffnungszeiten - der Samstag Nachmittag stellt mittlerweile den stärksten Wochentag im Handel dar - habe auch Jahre gedauert. (APA)