Als "letztmöglichen Zeitpunkt, die Reform, die immer schon in eine falsche Richtung gegangen ist, zu stoppen" beurteilt Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren) die Entwicklungen. "Noch sind wir in der Frist, nächstes Jahr wäre es zu spät gewesen." Österreich werde an der Debatte zwangsläufig teilnehmen müssen, "weil die wirtschaftliche Situation verschränkt ist." Von Anfang an sei "an den beruflichen Sprachanwender vorbei reformiert" worden, die deutschen Medien hätten nun gezeigt, dass sie sich auf dem "Verordnungsweg" eine derartige Umstellung nicht aufzwingen lassen. "Hier wurde mit massiver öffentlicher Unterstützung etwas durchgesetzt, was sich sonst nicht so schnell etabliert hätte." Die zusätzlichen Kosten, etwa für die Schulbuchverlage, die eine Umstellung auf die alte Rechtschreibung mit sich bringen würde, seien aber geringer, als die laufende Anpassung "an immer wieder erforderliche, neue Reformschritte."
Medien
Jelinek: "Es dürfen sich keine Parallel-Sprachwelten ausbilden"
Ruiss: "Verordnungsweg" hat sich nicht durchgesetzt - Hintze: "In Sachen 'Rechtschreibreform' einen Schlußstrich ziehen"
"Das ist der Anfang vom Ende der unsinnigen
Rechtschreibreform, die eine Sprachverarmung bedeutet und eine reine
Bürokraten-Beschäftigungsaktion ist," begrüßt Elfriede Jelinek
die Entscheidung deutscher Verlage, zur alten
Rechtschreibung zurückzukehren. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass
Österreich stur daran festhält, wenn Deutschland zurückwechselt. Es
dürfen sich keine Parallel-Sprachwelten ausbilden, letztendlich muss
die Vernunft siegen. Ich werde im jedem Fall die alte Schreibung
weiter verwenden, wie ich es immer getan habe. Ich persönlich bin nie
unter Druck geraten, denn ich hatte immer die Freiheit, mir die
Schreibweise auszusuchen."
Christian Ide Hintze, Autor und Leiter der "schule für dichtung"
äußert sich in einer eigenen Aussendung zur Rechtschreibdebatte: "Ich
finde, wir sollten in Sachen 'Rechtschreibreform' einen Schlußstrich
ziehen, die Dinge so nehmen wie sie nun einmal sind, nicht noch
einmal Millionen für neue Schulbücher zum Fenster hinauswerfen und im
übrigen die Angelegenheit jenen überlassen, die sie ursprünglich auch
angezettelt haben. Sollen sich doch die Deutschen den Kopf darüber
zerbrechen, was 'gutes Deutsch' ist und uns inzwischen mit unseren
Austriazismen, Viennenses usw. in Ruhe lassen!" (APA)