Wien - Die Volksseele kocht angesichts laufend steigender Spritpreise an den österreichischen Tankstellen. Ein Blick zurück unter Berücksichtigung der Inflationsrate zeigt jedoch, dass die Autofahrer schon bei weitem mehr für eine Tankfüllung gezahlt haben - und dass viele Produkte des täglichen Lebens einen weit höheren Preisanstieg hinter sich haben.

Im Vergleich zum Besuch eines Gasinstallateurs, einer innerstädtischen Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Kauf eines Mischbrotes ist der Spritpreis beispielsweise minimal gestiegen, so die Daten der Statistik Austria.

Normalbenzin legte demnach seit der letzten Ölkrise vor rund 20 Jahren nominell um 62 Prozent zu. Real - also unter Berücksichtigung der allgemeinen Teuerung - bedeutet das, das Benzin seither um mehr als 20 Prozent billiger geworden ist.

Mit 91 Cent pro Liter Normalbenzin war der Preis inflationsbereinigt in der ersten Jahreshälfte 2004 selbst um neun Cent niedriger als im Jahresschnitt 2000. Diesel kostete 2000 rund 84 Cent, in der ersten Jahreshälfte 2004 etwa 77 Cent. Der Benzin-Höchstwert seit 1976 wurde 1982 mit knapp 1,3 Euro erreicht.

1972 war Benzin am günstigsten

Am günstigsten tankten die Österreicher 1972, wo (umgelegt auf Preise von 2003) gut 80 Cent je Liter Benzin inflationsbereinigt kassiert wurden, geht aus Daten der Energie Verwertungs Agentur (E.V.A.) hervor.

Gegenüber dem Jahresschnitt 2003 stiegen die Preise im Juni 2004 bei Normalbenzin um kräftige 25 Prozent, bei Super um 22 Prozent und bei Diesel um 12 Prozent.

Vergleicht man den Anstieg von anderen Produkten und Leistungen, dann stiegen zahlreiche Kosten des täglichen Lebens allerdings weit stärker als Ölprodukte. Unberücksichtigt der Inflation betrugen die Preiserhöhungen bei Normalbenzin von 1976 bis 2003 rund 89 Prozent, bei Superbenzin waren es 84 Prozent.

Explodierende Preise

Kommt ein Gas- und Wasserleitungsinstallteur für eine Stunde zum Kunden, dann explodierte der Preis hingegen laut Statistik im Jahr 2003 gegenüber 1976 nominell um 306 Prozent. Der Wohnungsaufwand stieg im gleichen Zeitraum um 294 Prozent, Zigaretten wurden um 174 Prozent teuerer, Mischbrot gar um 209 Prozent.

Auch der Umstieg auf die innerstädtischen Öffis kostete 2003 erheblich mehr als 1976: Plus 233 Prozent. Im Vergleich dazu entwickelten sich Neuwagenpreise und Kfz-Steuer ziemlich moderat. Die Kosten für einen Neuwagen stiegen in dem Zeitraum um 120 Prozent, die Kfz-Steuer nur um 81 Prozent.

Wie die Statistik Austria betonte, bedeute ein rascherer Preisanstieg diverser Produkte gegenüber den Spritpreisen nicht automatisch, dass die Ölbranche besonders zurückhaltend war. Die Zahlen würden nichts darüber aussagen, ob Preiserhöhungen gerechtfertigt waren oder nicht. (APA)