MINIGOLF liegt zwar nicht im Trend wie Beachvolleyball, kommt aber auch nie wirklich aus der Mode. Zum 50-Jahr-Jubiläum des Volkssports testete Gerd Götzenbrucker die beliebtesten Wiener Parcours.

Jeder hat es irgendwann schon einmal getan und vermutlich feststellen müssen, dass es gar nicht so leicht ist, dieses kleine, runde Etwas in das kleine, runde Ding am Ende der Bahn zu befördern. Vor allem dann, wenn das Endziel – das Loch – auch noch in eine Erhebung eingelassen ist und der Ball mit schöner Regelmäßigkeit um Haaresbreite daran vorbeikullert, um mit Schwung in die entgegengesetzte Richtung davonzulaufen.

Minigolf, auch Bahnengolf genannt, ist immer noch das Golfspiel der kleinen Leute. Denn man braucht dafür deutlich weniger Geld, Platz, Ausrüstung und Zeit. Auch hier muss auf 18 Bahnen der Ball mit so wenig Schlägen wie möglich in das Loch geschlagen werden. Nach maximal sechs Schlägen an einer Bahn ist Schluss. Kurvt der Ball danach immer noch ziellos herum, schreibt man gemeinerweise sieben Punkte auf sein Wettkampfzettelchen.

Eine Erklärung für die nicht enden wollende Beliebtheit des kleinen Bruders vom großen Golf liegt sicher in seiner langen Tradition: Schon in den 20er-Jahren betrieben die Menschen diesen Sport. Der Begriff Minigolf selbst wurde erst 1954 geboren, als sich der Schweizer Paul Bongni seine genormten Bahnen mit zwölf Meter Länge und exakt 1,25 Meter Breite patentrechtlich schützen ließ und in Locarno die erste "Minigolfanlage für jedermann" eröffnete. Heute, 50 Jahre später, zählt Minigolf mit seinen Varianten Miniatur- und Filzgolf zum zeitlosen Freizeitvergnügen für Jung und Alt.


Auswahl und Kriterien

Eines gleich vorweg: Minigolf hat in Wien schon bessere Zeiten gesehen. In den letzten Jahren wurden legendäre Anlagen wie jene hinter der Votivkirche oder im Donaupark einfach in Hauruckaktionen geschlossen. Zum Glück gibt's den heimischen Bahnengolfverband und mit ihm die Vereine, die allein in Wien die Hälfte der 20 Parcours in Schuss halten. Der Rest verteilt sich auf Sommerbäder und touristische Hotspots wie etwa den Prater. Bei der Auswahl der Sujets wurde daher auf eine gute Mischung aus Sport- und Freizeitanlage sowie deren Erreichbarkeit geachtet. Bewertet wurden Ambiente (A), Zustand des Parcours (Z), Spaßfaktor (S) sowie Klubhausatmosphäre (C) und Spielerbetreuung (B) nach dem Schulnotensystem.


Die Ergebnisse

Miniaturgolf Wilhelminenberg
16., Savoyenstraße 2; Verkehrsanbindung: Bus 46B und 146B; Preis: 2,80 €
Die Besonderheit der Anlage am Wilhelminenberg ist gleichzeitig ihr größter Pluspunkt: ihre einzigartige Lage hoch über Wien inmitten des Schlossgartens. Fern von Großstadtlärm und Alltagshektik kann man in einer ruhigen Atmosphäre mitten im Grünen dem Ballspiel frönen. Die Eternitpisten, die so schöne Namen wie Vulkan, Doppelkeile, Schnecke oder Sprungschanze tragen und auf denen regelmäßig Turniere abgehalten werden, lassen – Präzision und Fingerspitzengefühl vorausgesetzt – auch für Hobbyspieler das eine oder andere "Ass" zu. Kein Wunder, denn im Gegensatz zum größeren Bruder Minigolf sind die Bahnen durchschnittlich um die Hälfte kleiner. Dafür dürfen sie auch nicht betreten werden. Schatten spendende Bäume und ein weitläufiges Begleitgrün tragen positiv zum Gesamteindruck der Anlage bei. Ein eigenes Musikcafé sorgt nach dem Spiel für ein Chillout mit herrlicher Aussicht.
A: 1, Z: 1, S: 1, C: 1, B: 2 – G: 1,2

Miniaturgolf Böhmischer Prater
10., Laaer Wald 35; Bus 15A; 2,50 €
Die Miniaturgolfanlage im Böhmischen Prater ist eine kleine Welt für sich, eingebettet in eine Ringelspielidylle aus längst vergangenen Zeiten. Seit nunmehr 30 Jahren wird hier genussvoll der Schläger geschwungen, weder Zeitgeist noch die exponierte Lage haben dem Platz etwas anhaben können. Im Gegenteil: Der unverkennbare 70er-Stil, die liebevoll gepflegten Bahnen und ihr einzigartiges Flair – vor allem am Abend, wenn bunte Lichtschirmchen dem Parcours ein märchenhaftes Aussehen verleihen – haben sich längst in der Spielerszene etabliert. Auch der Service ist vorbildlich: So gibt es für jeden Spielertyp den geeigneten Putter, darunter speziell angefertigte Kinder- und Jugendschläger, sowie die Möglichkeit, zwischen angerautem oder glattem Ball (oder beiden) zu wählen. Für manche mag Miniaturgolf ein Freizeitspaß sein, für andere ein Profisport – für alle aber ist die Anlage im Böhmischen Prater so etwas wie eine Insel der (Spieler-)Glückseligkeit, wie es sie heutzutage nur noch selten gibt.
A: 1, Z: 1, S: 1, C: 3, B: 1 – G: 1,4

Bahnengolf Konrad

13., Anton-Langer-Gasse 47; S15, Straßenbahn 60 und 62; 2,40 €
Der Traum eines jeden Minigolfers ist es, die 18 Bahnen, die man im Laufe einer Runde zu absolvieren hat, mit ebenso vielen Schlägen zu beenden. Für die meisten bleibt es auch ein Traum. Auf der Hietzinger Wettkampfanlage steht der Rekord bei 22 Schlägen – auch nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass wir hier von einem Weltklasse-Score sprechen. Der ambitionierte Hobbyspieler kommt auf diesem äußerst schwierigen Parcours gehörig ins Schwitzen, denn das "Green" weist wie auf einem "richtigen" Golfplatz tückische Neigungen auf, die erstmal "gelesen" werden müssen. Wer in Hietzing mit der Einstellung "Minigolf muss man nicht richtig lernen, man kann es einfach" ans Werk geht, die/der wird schon nach den ersten Bahnen eines Besseren belehrt. Was bleibt, ist der Ehrgeiz. Minigolf vom Feinsten, anspruchsvoll und in wunderschöner Lage.
A: 1, Z: 1, S: 3, C: 1, B: 2 – G: 1,6

Minigolf Riesenrad – Kaisergarten
2., Prater; U1; 3 €
Wohl kein anderer heimischer Parcours hat einen so prominenten Paten wie jener im Kaisergarten des Wiener Praters. Minigolfen unterm Riesenrad, das ist für den Profi vergleichbar mit Skispringen am Holmenkollen, und das nicht nur des Ambientes wegen. Die 18 Bahnen der traditionsreichen Anlage wurden während der Wintermonate komplett runderneuert und präsentieren sich in einem Topzustand. Das Spiel auf dem roten Betonbelag macht richtig Spaß und lässt schon nach den ersten Schlägen so etwas wie Wettkampfstimmung aufkommen. Für Entspannung und den nötigen Schatten sorgt eine romantische Parklandschaft. Feuchtbiotope erfreuen das Auge genauso wie die Blumenpracht in den großen Terrakottagefäßen entlang der Anlage. Alle Spielbahnen sind durch eine Flutlichtanlage optimal ausgeleuchtet und können bis in die späten Abendstunden hinein bespielt werden. Einziges Manko: der Lärmpegel der nahe gelegenen Hochschaubahn.
A: 1, Z: 1, S: 2, C: 3, B: 2 – G: 1,8

Filzgolfanlage Alt-Erlaa
23., Erlaaerstraße 56a; Bus 64A und 66A; 5 €
Im Gegensatz zu den herkömmlichen Anlagen aus Beton- oder Eternitbelägen setzt man in Erlaa auf blauen Filz. Das sieht nicht nur edel aus, sondern bietet vor allem ein ganz besonderes Spielvergnügen. Dieses in Schweden entwickelte System erlaubt zum einen ein genaueres und gerechteres Spiel und eignet sich zum anderen vorzüglich zur intensiveren Auseinandersetzung mit den Raffinessen des Bandenspiels. Denn der Weg zum Endkreis ist ein langer: 18 Meter für eine Bahn sind da keine Seltenheit, und auch die hölzernen Hindernisse haben ihre Tücken. Nur gut, dass einem die Profis vor Ort mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der Service ist exzellent, neben Tipps und einem Putter gibt's zwei unterschiedliche Bälle, um die Besonderheiten der Bahnen besser nutzen zu können. Und am Wochenende wirft der Besitzer der Anlage ab und zu den Grill an . . .
A: 3, Z: 1, S: 3, C: 2, B: 1 – G: 2,0
(DER STANDARD, Printausgabe vom 7./8.8.2004)