Belgrad - 50 Juristen aus zwölf Staaten haben an
UNO-Generalsekretär Kofi Annan und die UNO-Vollversammlung
appelliert, die Bestellung eines Pflichtanwaltes für den ehemaligen
jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic zu verhindern. Nach
Ansicht der Rechtsgelehrten, unter denen sich auch der frühere
US-Justizminister Ramsey Clark befindet, würde eine derartige
Bestellung eine "schamlose Verletzung international anerkannter
Justiz-Rechte" darstellen, hieß es in einem Schreiben, das der
staatlichen serbisch-montenegrinischen Nachrichtenagentur Tanjug
vorlag. Gegen Milosevic läuft seit rund zwei Jahren ein Prozess vor
dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag.
"Radikale Reform"
Die Bestellung eines Pflichtverteidigers würde zur
Verschlechterung des Gesundheitszustands von Milosevic beitragen und
das gesamte Verfahren in Misskredit bringen, meinten die Juristen.
Sie wandten sich gegen die "radikale Reform" des Prozesses, die der
zuständige Richtersenat des Tribunals bei einer Verhandlung am 5.
Juli angesichts des angeschlagenen Gesundheitszustands des
Angeklagten in Aussicht gestellt hatte. Der Generalsekretär des
Tribunals wurde danach beauftragt, ein Verzeichnis möglicher
Pflichtanwälte anzulegen.
Milosevic selbst ist nach wie vor entschlossen, sich selbst zu
verteidigen. Einen Anwalt werde er nie akzeptieren, versicherte am
Freitag einer seiner engsten Parteifreunde, Milutin Mrkonjic, dem
staatlichen TV-Sender in Serbien. Wegen hohen Blutdrucks und
Herzproblemen ist der Beginn des zweiten Teils des Prozesses gegen
Milosevic, bei dem seine Verteidigung vorgesehen ist, seit Februar
mehrmals verschoben worden. Die Wiederaufnahme ist jetzt für 31.
August angesetzt. (APA)