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Die Einnahme von Provigil soll Menschen bis zu 85 Stunden wachen halten können.

Foto: REUTERS/TIM WIMBORNE
Wien/London - Eine neuartige Arznei, die Menschen tagelang wach halten kann, ist in der französischen und der britischen Armee im Einsatz. Das britische Verteidigungsministerium habe seit 1998 mehr als 24.000 Pillen des Medikaments gekauft, berichtet die Londoner Tageszeitung "The Guardian" (Donnerstagsausgabe). Zwei US- Kampfpiloten hatten 2002 in Afghanistan - ihren Angaben zufolge - unter Drogeneinfluss eine kanadische Einheit bombardiert.

Vorteile von Provigil

Der Name des Medikaments ist "Provigil". Drogen zur Leistungssteigerung sind in den Streitkräften nicht ungewöhnlich. In einigen britischen Einheiten sei die Vergabe von Amphetaminen - auch bekannt als "Speed" - üblich und autorisiert, erklärt der "Guardian". Speed mache süchtig und die Nebenwirkungen wären vielfältig, bestätigt ein Experte aus Harvard der Zeitung. Provigil dagegen mache nicht abhängig und auch der euphorische Zustand, den Amphetamine auslösen, würde ausbleiben. Bei Studien sei indes festgestellt worden, das das Medikament Menschen bis zu 85 Stunden, also rund dreieinhalb Tage, wach halten könne.

In Frankreich bereits in Verwendung

In der französischen Armee ist die Droge offensichtlich schon in Verwendung. Militärforscher empfehlen offen die Einnahme von Provigil für 24-Stunden-Missionen. Die französische Fremdenlegion benutze die Arznei bereits seit dem ersten Golfkrieg 1991. Das britische Verteidigungsministerium erklärte gegenüber dem "Guardian", die Pillen wären nicht an Soldaten ausgegeben worden.

Vorfall in Afghanistan

Der Einsatz von Drogen innerhalb der Militärs ist im April 2002 ins Rampenlicht geraten. Zwei US Air-Force Piloten hatten in Afghanistan versehentlich eine kanadische Einheit bombardiert. Vier Soldaten starben, acht wurden verletzt. Die Piloten berichteten daraufhin, zur Einnahme von Amphetaminen gedrängt worden zu sein.

Provigil ist in Großbritannien nur zur Behandlung seltener Schlafstörungen zugelassen. Man könne damit aber durchaus Soldaten in langen Missionen einsatzfähig halten, bestätigten Experten der Zeitung. Vor dem Afghanistaneinsatz 2001, sowie vor dem Irakkrieg 2002 seien jeweils mehr als 4000 Pillen bestellt worden. Insgesamt hätte das Ministerium mehr als 43.000 Pfund (64.989 Euro) für Provigil ausgegeben. (APA)