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Foto: AP /Stephan Savoia
Er selbst nennt sich "der dünne Bursche mit dem komischen Namen": Sein Vorname, Barack, bedeutet in Suaheli "einer, der von Gott geführt ist", und sein Nachname, Obama, erinnert in ungemütlicher Weise an Osama (Bin Laden). Bis jetzt bekleidet der 42-jährige Barack Obama als Mitglied des Senats im Bundesstaat Illinois nur ein relativ unbedeutendes politisches Amt. Im Herbst wird er jedoch mit ziemlicher Sicherheit als der erst fünfte (und derzeit einzige) schwarze Amerikaner in den US-Senat einziehen.

Seine Geschichte klingt wie der amerikanische Traum schlechthin: Barack Obama wurde 1961 als Sohn eines afrikanischen Austauschstudenten aus Kenia und einer weißen Amerikanerin aus Kansas in Hawaii geboren.

Nach der Scheidung der Eltern, als Barack zwei war, lebte er eine Zeit lang in Indonesien, der Heimat seines Stiefvaters. Mit zehn kehrte er nach Hawaii zurück und absolvierte dort die Mittelschule. Nach dem Studium der Politikwissenschaften an der angesehenen Columbia University in New York zog er nach Chicago und setzte sich für Slumbewohner ein. Aber ihm schien, dass er zu wenig Bescheid über die Rechte amerikanischer Bürger wisse, also absolvierte er noch ein Jus- studium an der Harvard Law School. Das schloss er nicht nur magna cum laude ab, er machte auch als erster schwarzer Präsident der legendären Harvard Law Re- view Geschichte.

Nach Chicago zurückgekehrt, nahm er 1992 aktiv am Wahlkampf für Bill Clinton teil, unterrichtete Verfassungsrecht an der University of Chicago und schloss sich einer kleinen Anwaltskanzlei für Bürgerrechte an. 1996 wurde er in den Staatssenat von Illinois gewählt.

Bei seiner Kandidatur für den US-Senat fand er sich im Wettbewerb mit sieben anderen Demokraten. Die Vorwahlen gewann er mit 53 Prozent - mit den Stimmen von schwarzen wie weißen Wählern. Sein republikanischer Gegenspieler Jack Ryan musste wegen eines Sexskandals ausscheiden; bis heute fanden die Repu- blikaner keinen geeigneten Nachfolger, der es mit der stetig steigenden Popularität Obamas aufnehmen könnte.

Die bisherige Krönung seiner Karriere war sein Auftritt als Hauptredner (Keynote-Speaker) bei der demokratischen Convention in Boston. Dort zog er die Zuhörer mit Eloquenz und Charisma in seinen Bann. Sätze wie "Es gibt kein liberales Amerika, es gibt kein konservatives Amerika, es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika" brachten ihm Standing Ovations.

Barack Obama, der bereits für das Präsidentschaftsteam 2012 gehandelt wird, ist mit der Anwältin Michelle ver- heiratet und hat zwei kleine Töchter, Malia und Sasha. Seine vergriffene Autobiografie "Dreams From My Father" wird im August neu aufgelegt. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.7.2004)