Die Wirtschaft Österreichs hat die richtige Abzweigung genommen. Der lang beschworene Strukturwandel findet endlich statt. Es hat sich herumgesprochen, dass selbst ein ansehnliches Land wie Österreich auf Dauer nicht von seinen touristifizierten Alpen oder sauberen Seen wird leben können.

Die Gaststätten- und Beherbergungsbetriebe können das übrigens heute schon nicht mehr: Viele von ihnen sind betriebswirtschaftlich betrachtet untot: Sie vegetieren mit keinem oder negativem Eigenkapital und enormen Bankschulden dahin. Der Staat schaut zu und lässt den Steuerzahler einzahlen: die höchsten Förderungen nämlich, analysiert die Nationalbank.

Langsam ändern sich die Strukturen nun aber. Schritt für Schritt gewinnen Sparten mit Zukunft an wirtschaftlichem Gewicht. Der tertiäre Sektor legt zu, besonders unternehmensnahe Dienstleistungen, die moderne Volkswirtschaften brauchen: Beratung aller Art, EDV - und Forschung und Entwicklung.

Genau da spießt es sich aber. Die Forschungsförderung in Österreich konzentriert sich (siehe oben) nicht genug auf wissensintensive Dienstleistungen, sektorspezifische Förderung ist noch unterbelichtet.

Licht ins Dunkel gebracht haben manche Bundesländer: Steirer und Oberösterreicher glänzen international mit Automobil-, Holz- und sonstigen Clustern, die bis Oberkante Unterkiefer mit Steuergeld unterstützt werden. Ganz ähnlich macht es Wien mit seinem Biotechcluster.

Vermutlich macht die Forschungsförderungsflaute aber gar nichts. Denn viele von Österreichs hellsten Köpfen haben längst das Weite gesucht und forschen anderswo. Die Idee der Regierung, sie zurückzulocken, ist geradezu niedlich. An heimischen Unis fänden sie bloß zusammengestrichene Forschungsbudgets vor, und das Toilettepapier müssten sie auch selbst mitbringen. (DER STANDARD Printausgabe, 28.07.2004)