Wien - In Österreich findet ein deutlicher Strukturwandel in Richtung Dienstleistungen statt. Obwohl die heimische Wirtschaft im EU-Vergleich nach wie vor im traditionellen Bereich wie Industrie und Bau verankert ist, hat der Dienstleistungssektor, vor allem die unternehmensbezogenen Dienstleistungen, seit den achtziger Jahren deutlich zugelegt.

Unter EU-Schnitt

Trotzdem liegt dieser Bereich noch immer unter dem EU-Schnitt. Dies ergab die jüngste Studie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) "Wirtschaftliche Spezialisierung in Österreich und in Europa", die OeNB-Direktor Josef Christl und Studienautorin Karin Wagner am Dienstag vor Journalisten präsentierten.

So betrug der Wertschöpfungsanteil der Bereiche Bergbau, Sachgütererzeugung, Energie- und Wasserversorgung im Jahr 2003 in Österreich 22,8 Prozent gegenüber 19,8 Prozent in den EU-12. Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen liegt Österreich mit einem Anteil von 47,5 Prozent noch unter dem Euro-Raum mit 48,2 Prozent.

Das rasante Wachstum der unternehmensbezogenen Dienstleistungen lässt sich auch aus einem Vergleich der Bruttowertschöpfung seit 1980 ablesen. Während die Bruttowertschöpfung insgesamt in der Zeit von 1980 bis 2002 um 5,0 Prozent zulegte, expandierte die Sparte Realitäten, Vermietungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen um 9,1 Prozent zu und verzeichnete damit das stärkste Branchenwachstum.

Mehr Beschäftigte im Dienstleistungssektor

Während die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung von 1980 bis 2002 um fast ein Drittel nämlich von einem Anteil von 30,7 Prozent auf 20,3 Prozent geschrumpft ist, nahm der Beschäftigungsanteil bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen von 3,8 Prozent im Jahr 1980 auf 7,3 Prozent zu.

Bei den sonstigen Dienstleistungen stieg der Beschäftigungsanteil von 14,8 Prozent auf 21,4 Prozent an. Im öffentlichen Bereich zum Beispiel nahm der Anteil der Beschäftigung im Untersuchungszeitraum geringfügig von 7,4 Prozent auf 7,5 Prozent zu.

Seit Mitte der neunziger Jahre haben sich die Unternehmensgründungen in Österreich beschleunigt. 31 Prozent aller Neugründungen entfielen auf den Dienstleistungsbereich.

Direktinvestitionen im Ausland gestiegen

Kräftig angestiegen sind von 1994 bis 2001 österreichische Direktinvestitionen im Ausland und zwar von 7.671,3 Mrd. Euro auf 32.350,7 Mrd. Euro (plus 360 Prozent). Die Direktinvestitionen in Österreich nahmen im selben Zeitraum von 11.801,2 Mrd. Euro auf 38.952 Mrd. Euro zu.

Insgesamt sei die sektorale Spezialisierung in Österreich und im Euroraum in den vergangenen 20 Jahren sehr gleichförmig und nur langsam erfolgt, so Christl. Durch die relativ homogene Produktionsstruktur in Europa sei das Risiko asymmetrischer Schocks, die einzelne Länder betreffen können, relativ gering. Darüber hinaus haben sich Konjunkturdivergenzen und Unterschiede bei den Inflationsraten verringert.

Zur aktuellen Arbeitszeitdiskussion meinte Christl, er sei ein Verfechter flexibler Arbeitszeiten. Dadurch könne durchaus eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer entstehen. Es gebe sicher Arbeitnehmer, die lieber am Wochenende als unter der Woche arbeiten. (APA)