Paris/Washington - Nach mehr als zweieinhalb Jahren sind vier französische Insassen des US-Gefangenenlagers Guantanamo auf Kuba nach Frankreich zurückgekehrt, wo sie umgehend in Gewahrsam genommen wurden. Noch am Dienstag sollten sie nach Angaben aus Justizkreisen einem Anti-Terror-Richter vorgeführt werden. Paris wolle nun "so schnell wie möglich" auch die Überstellung der drei verbleibenden französischen Guantanamo-Gefangenen erreichen, teilten die französischen Behörden mit. Anwälte zeigten sich zufrieden mit der Auslieferung ihrer Mandanten, äußerten aber Sorge über deren Zustand.

Die französischen Staatsangehörigen Mourad Benchellali, Imad Kanouni, Nizar Sassi und Brahim Yadel wurden von Guantanamo aus über eine US-Basis auf den Azoren ins nordwestfranzösische Evreux geflogen. Dort nahmen sie nach ihrem Eintreffen am Nachmittag sofort Beamte des Inlands-Geheimdienstes DST in Gewahrsam und brachten sie nach Paris.

Pentagon stellt Freilassung weiterer Guantanamo-Insassen in Aussicht

Nach der Freilassung von vier Franzosen aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo in Kuba haben die Vereinigten Staaten die Freilassung weiterer Gefangener in Aussicht gestellt. Das US-Verteidigungsministerium teilte am Dienstag (Ortszeit) mit, es erwarte "weitere Überstellungen oder Freilassungen". Derzeit seien einige Verfahren am Laufen, um den Status von Gefangenen zu überprüfen.

Ob Insassen aus Guantanamo freikämen, hänge von "vielen Faktoren" ab - unter anderem davon, ob ein Gefangener noch wertvoll für die US-Geheimdienste sei und ob er eine mutmaßliche Bedrohung für die USA darstelle, hieß es in der Erklärung des Pentagon. Nach mehr als zweieinhalb Jahren in dem Militärlager waren zuvor vier französische Gefangene nach Frankreich zurückgekehrt.

Die meisten Häftlinge in Guantanamo waren nach dem Einmarsch der US-Armee in Afghanistan nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 festgenommen worden. Die USA halten sie als mutmaßliche Unterstützer der afghanischen Taliban-Miliz oder des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden fest.

Der Großteil von ihnen hat keinen Zugang zu Anwälten und wird zudem ohne Anklage festgehalten. Ende Juni hatte der Oberste Gerichtshof der USA entschieden, dass die rund 600 Lagerinsassen aber das Recht auf einen Anwalt und eine Anhörung vor einem Zivilgericht haben. Seitdem ist die Zahl der Abschiebungen aus Guantanamo angestiegen. (APA)