Das Ensemble macht die Musik - auch bei "Footloose" in Amstetten. Soulsängerin Kudra Owens und Newcomer Serkan Kaya hauchten der publikums- wirksamen Inszenierung Leben ein.

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"Tonight I gotta cut loose" - mit der Adaption des Achtzigerjahre-Tanzfilms "Footloose" setzt man beim Musicalsommer in Amstetten auf Altbewährtes. Die Vereinigten Bühnen haben einige ihrer routinierten Matadore - allen voran Regisseurin und Choreografin Kim Duddy ("Barbarella", "Hair"), und das Kommerzproduzentenduo Beat4Feet (Starmania . . .) - mit dem Wissen zur Sommerbelustigung abkommandiert, dass sich Effekthascherei meist rentiert.

Wem "Grease" anno 1994 gefallen hat, der wird bei Footloose ein Déjà-vu erleben. In der, laut Kim Duddy, "zeitgenössischen Adaption" werden durch akrobatisch anmutende Broadwaychoreografien der alten Schule und starke Jungs in Lederjacken diverse Nostalgien bedient. Das Ergebnis ist ein dramaturgisch solide inszeniertes, aber völlig einfallsloses Musicalfeuerwerk mit Revuebeigeschmack - die muskelbepackten Cowboys gefallen besonders bei einer Tanzeinlage im Glitzertanga.

Die Handlung: Der junge Ren kommt in eine Provinzstadt, wo der puritanische Reverend Moore das Tanzen verboten hat. Ren verliebt sich in seine Tochter und darf am Ende mit dem Einverständnis des Papas eine Party schmeißen.

Positiv an diesem Remake ist das stimmenstarke und motiviert wirkende Ensemble. Serkan Kaya in der Rolle des Ren überzeugt sowohl stimmlich als auch tänzerisch. Seine Partnerin Sabine Mayer-Fowler ließ in der Rolle der Ariel schauspielerisches Talent erkennen, was für ihre schwache Interpretation des Bonnie-Taylor-Hits "I Need A Hero" entschädigte.

Mit ihrer Stimme alles in den Schatten stellte die US-amerikanische Soulsängerin Kudra Owens als Rusty, Mark Seibert gab einen recht glatten Willard. Besonders ausgereift waren die Performances des Baritons Dennis Kozeluh als Reverend und der versierten Kerstin Ibald in der Rolle seiner Frau. Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein . . . Der Musicalsommer in Amstetten ist nicht umzubringen. (rie/DER STANDARD, Printausgabe, 27.7.2004)