Dass es heute Rosensirup gibt, ist ein schöner Erfolg der Pressindustrie. (Bald wird man auch Wasa-Knäckebrot in Flaschen abfüllen können.) Dass nach der Zucchiniblüte auch das Gänseblümchen, die Gundelrebe und die Duftgeranie den Sprung von der Wiese auf den Teller schaffen konnten, zeugt von der Hinwendung der heimischen Deko-Küche zur Hochblüte.

Aber unlängst habe ich Lavendelpudding gegessen. Und jetzt reicht es mir. Wollen Sie wissen, wonach Lavendelpudding schmeckt, wenn er gelingt? - Nach Lavendel. Und wissen Sie, wie Lavendel schmeckt? - So wie er riecht, nur intensiver. Sogar den Motten wird speiübel davon.

Kennen Sie einen einzigen Innenraumausstatter, der das Gewürzregal mit dem Kosmetiktisch kombiniert und den Alibert in die Küche hängt? Vielleicht ist das jetzt wertkonservativ, aber ich meine, man sollte weder Knorr durch Fa noch Maggi durch Camay ersetzen. Blumen gehören in den Garten, Seifen in die Seifenschüssel, Speisen in die Pfanne. Denn irgendwo endet ja auch Styropor, und es beginnt die Reiswaffel. Lavendel mag geschmackvoll sein, so wie van Gogh ihn zeichnet. Im Pudding hat er aber wirklich nichts zu suchen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 26.7.2004)