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Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) stand bisher zur Kultusministerin Monika Hohlmeier, er wolle aber vor einer endgültigen Entscheidung die Entwicklung der nächsten Tage abwarten.

Foto: APA/EPA/Guido Bergmann
Die beiden Kinder sollten das politische Erbe von Franz Joseph Strauß antreten: Die bayerische Kultusministerin Monika Hohlmeier gerät aber gerade ins Straucheln. Bruder Max musste zuvor bereits die Erfahrung machen, dass der Strauß-Bonus nicht mehr zählt.

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München/Berlin - Für Monika "Moni" Hohlmeier wird es eng: Weil sie von Parteifreunden der Lüge bezichtigt worden war, musste sich die Tochter des langjährigen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Joseph Strauß am Wochenende öffentlich entschuldigen. Zuvor hatte sie angekündigt, den Vorsitz der Münchner CSU mit sofortiger Wirkung abzugeben.

Ihr wird nicht nur die Verwicklung in einen Wahlfälschungsskandal vorgeworfen. Hohlmeier hat nach übereinstimmender Aussage mehrerer CSU-Politiker mit der Veröffentlichung privater Dossiers von Parteifreunden gedroht. Die 42-Jährige erklärte nun nach tagelangem Leugnen, sie bedaure, "dass mein Verhalten in dieser Weise missverständlich war".

Rücktritt erwartet

Wie die über CSU-Interna gewöhnlich gut unterrichtete Zeitung Münchner Merkur berichtet, erwarten mehrere Kabinettskollegen und große Teile der CSU-Fraktion den Rücktritt der Kultusministerin. Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) stand bisher zu seiner Ministerin, wolle aber vor einer endgültigen Entscheidung die Entwicklung der nächsten Tage abwarten.

In der CSU wird bereits vom Niedergang der Strauß-Dynastie gesprochen. Hohlmeiers Rücktritt als Chefin der Münchner CSU fällt fast zeitgleich mit der Verurteilung ihres Bruders Max wegen Steuerhinterziehung zu dreijähriger Haft zusammen, gegen die Strauß allerdings Revision eingelegt hat.

"Die Strauß-Tochter"

Max und Moni sollten das politische Erbe ihres Übervaters Franz Joseph antreten. Der Dritte im Geschwisterbund, Franz Georg, zeigte kaum politische Neigungen und engagierte sich im Medienbereich. Obwohl sie nach ihrer Heirat den Namen Strauß abgelegt hat, blieb sie immer "die Strauß-Tochter". Selbst beim traditionellen Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg, bei dem Politiker parodiert werden, wurde sie im März als "Frau Tochter" begrüßt.

"Ersatz-Landesmutter"

Jahrelang war das auch ihre offizielle Begrüßung, wenn sie an der Seite ihres Vaters auftrat. Nach dem Unfalltod ihrer Mutter Marianne wurde sie noch sehr jung eine Art "Ersatz-Landesmutter". Es war eine repräsentative Funktion, keine politische Rolle.

Die wurde ihr zugeteilt, als es galt, die Nach-Strauß-Ära zu gestalten. CSU-Chef Theo Waigel und Ministerpräsident Max Streibl hievten sie, die außer einer Hotelfachschule mit Matura keine einschlägige Qualifikation geschweige denn die übliche Ochsentour in der CSU vorweisen konnte, als Staatssekretärin ins Kabinett und als stellvertretende CSU-Vorsitzende in höchste Parteiämter: Damit wollten sie die Popularität des Namens Strauß weiter nutzen.

"Leichen im Keller"

Es hieß aber auch, so weiß die Zeitung "Die Welt" zu berichten, dass einige CSU-Granden, darunter Edmund Stoiber, noch "Leichen im Keller" hätten. Weil niemand genau wisse, was die Strauß-Kinder wüssten, sei es besser, eines davon in die CSU-Führung einzubinden. Die Wahl fiel auf die sanfte Moni und nicht auf Max, der das polternde Temperament, aber nicht das politische Gefühl seines Vaters geerbt hatte. Er nützte aber Vaters Kontakte, unter anderem zum Waffenlobbyisten Karlheinz Schreiber, geschäftlich. Strauß habe "seinen Namen verkauft" und mehrere Millionen Euro Steuern hinterzogen, befand jüngst das Augsburger Gericht.

Die Erfahrung, dass der Strauß-Bonus nicht mehr zählt und auch nicht mehr ein Garant für Autorität ist, mussten die beiden Geschwister fast gleichzeitig machen. Ein CSU-Grande meint fast entschuldigend, die Fußstapfen seien halt auch sehr groß gewesen, in die die "Strauß-Kinder" treten hätten müssen. (DER STANDARD, Printausgabe 26.7.2004)